2014-06-06 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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Triptykon - Die Apokalyptischen Reiter - Midnight - Decapitated - Zodiac - Nocturnal

[Dajana] Der erste Tag! Den man ja eigentlich noch ruhig angehen kann. Könnte. Geht bei mir nicht *lach* Mich hält es nicht mehr zu Hause. Also rein ins Auto mit Sachen und Leuten und los Richtung Gelsenkirchen! Erwartete Staus und Schlangen am Einlaß existieren nicht, so daß wir tatsächlich super zeitig in das Amphitheater hinabsteigen. Ok, macht nix, darauf ein kühles Bier :)

:: Fotos ::

[Psycho] Die im Vorfeld verteilten Lobeshymnen für :: NOCTURNAL :: konnte ich da nicht so recht nachvollziehen, denn Rumpel-Thrash der 80er ist nun bei weitem nicht die Offenbarung des Herrn. So klangen die drei Herren plus Frontfrau über weite Strecken auch wie Uralt-Sodom mit Sabina Classen am Mikro. Da gab’s auch damals schon besseres… Immerhin ein solider Auftritt mit ordentlichem Weckruf-Appeal.
Setlist: Storm From The Graves, Hellhunt, Disgracer, Merciless Murder, Taken By Fire, Beast Of Hades, Tyrants Of Damnation, Rising Demons

[Psycho] Die Münsteraner boten mit ihrem Retro-Rock dazu das totale Kontrastprogramm und passten auch gar nicht in das normalerweise von härteren Combos dominierte Freitagsprogramm. Musikalisch sind die 70er ja bekanntlich nicht mein Fall, aber dank eines selbstbewussten und gut aufgebauten Auftritts wussten :: ZODIAC :: durchaus zu überzeugen. [Dajana] Das Publikum konnten sie regelrecht begeistern ;) Ich mag ZODIAC sehr, und das nicht nur, weil sie aus meiner Heimatstadt kommen ;) Gut, einen gewissen Hype was Retro-Rock Bands angeht will ich natürlich nicht leugnen. Tolle Show jedenfalls.
Setlist: Downtown, Free, Cortez The Killer, Diamond Shoes, Coming Home

[Psycho] Tja, da wusste ich im Vorfeld schon nicht, was ich von den Polen halten sollte, und nachher ging‘s mir auch nicht besser. Auf der Habenseite wären da das energische Stageacting und die gute technische Umsetzung zu nennen, auf der Negativseite aber der fehlende Groove in den langsamen Passagen und bei den Songs zu wenig, was wirklich hängen bleibt. Mit einem etwas schlüssigeren Songwriting könnten die aber noch richtig geil werden…
[Dajana] Ging mir ebenso. Technisch sind :: DECAPITATED :: sicherlich großartig, vom Gefühl her eher langweilig. Was ich aber wirklich Scheiße fand, war, das man der Band unter dem noch spielenden Hintern das Backdrop demontierte, eine Unsitte, die sich in den nächsten 2 Tagen noch wiederholen sollte.
Setlist: Lying And Weak, 404, Pest, Post (?) Organic, A View From A Hole, Homo Sum, Carnival Is Forever, Spheres Of Madness

[Psycho] Die Amis waren für mich die großen Unbekannten des Festivals – vorher wirklich noch nie gehört. Geboten wurde dann Early-Motörhead-Sound gepaart mit direktem In-die-Fresse-Rock. Dazu hatten sich :: MIDNIGHT :: lustige Gesichtsvermummungen gebastelt, die wie eine Mischung aus Fantômas-Maske und einer Henkersmütze aussahen. Die Show selber war passend anarchisch, prollig, rock’n’rollig, alleine das selbstgemalte Mini-Back-Drop wirkte in dieser Hinsicht schon wie eine Kampfansage an die „etablierten“ Bands. Musikalisch ansonsten nicht unbedingt wertvoll, aber dafür Spielfreude satt! Und unterhaltsam war’s allemal. [Sui] Nach einem kapitalen Stau auf der A3 kam ich gerade noch rechtzeitig zu den ersten Songs von MIDNIGHT. Normalerweise hat es die erste Band, die ich höre und sehe, es relativ schwierig bei mir. Die seltsamen Masken schienen meine Vorurteile zu bestätigen. Aber dann machte das Trio aus Chicago mit ihrem Rumpel-Metal zwischen Motörhead und Venom doch richtig Spaß. Dazu paßte auch das DIY-Anti-Backdrop. Abendfüllend ist das Ganze noch nicht – dazu bietet die Band musikalisch noch zu wenig. Aber für mich ein guter Anfang.
Setlist: Vomit Queens, Evil Like A Knife, Lust Filth And Sleaze, All Hail Hell, White Hot Fire, I Am Violator, You Can’t Stop Steel, Endless Slut, Shock Til Blood, Satanic Royalty, Unholy And Rotten // Violence On Violence

[Dajana] Warum man :: DIE APOKALYPTISCHEN REITER :: bereits zum zweiten mal für das RHF und diesmal als Co-Headliner bucht, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Gut, ich bin mittlerweile total raus aus diesem ganzen Mittelalter/Folk Kram und Abwechslung kann bekanntlich nicht schaden und optisch haben sie ja an Show einiges zu bieten.
[Psycho] So richtig habe ich mit den Thüringern noch nie beschäftigt. Dieser Auftritt sorgte dann dafür, dass das auch so bleiben wird. Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, aber der verbreitet geäußerten Meinung, das wäre Unheilig für den Metalbereich kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Das triefende Pathos, die belanglosen Songs und die ganze Art der Darbietung etc. – aus meiner Sicht echt abtörnend. Für WDR4 wird’s zwar wohl nicht reichen (auch wenn der Keyboarder die unterhaltsame Ausstrahlung einer Schlaftablette besitzt), aber mein Ding ist das trotzdem nicht. Objektiv betrachtet hatten die „Reiter“ durchaus ihr Publikum, und sie waren trotz praller Sonne eine der bewegungsfreudigsten Bands. Man muss allerdings festhalten, dass keine der bisherigen Bands auch nur ansatzweise die Rolle eines richtigen Co-Headliner ausfüllen konnte.
[Sui] Dajanas Meinung kann ich mich nur anschließen. DIE APOKALYPTISCHEN REITER boten eine aus meiner Sicht allzu gefällig glattpolierte Mischung aus Rammstein-light und Unheilig-heavy. Immerhin hatten auch sie durchaus ihre Fans und musikalisch solide war es auch. Aber spätestens wenn auf SAT1 ein Trailer mit diese Band läuft, braucht sie auf dem RHF keiner mehr.
Setlist: Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit, Revolution, Wir, Der Adler, Ein leichtes Mädchen, Wo es dich gibt, Hört auf, Friede sei mit dir, Es wird schlimmer, Nach der Ebbe, Seemann, Was bleibt bin ich, Adrenalin // The Smell Of Death, Reitermania, Die Welt ist tief, Rausch // Du kleiner Wicht

[Psycho] In Anbetracht der sonstigen Bands spielten die Schweizer wirklich in einer eigenen Liga. Gab es beim letzten Mal einen der gesamten Schaffenszeit von Tom Warrior gewidmeten Spezial-Set, konzentrierte sich die Band diesmal mehr auf das aktuelle Geschehen. Der Schwerpunkt lag dabei deutlich bei schnellen und/oder komplexen Songs, wie bereits der vertrackte Opener Black Snow demonstrierte. :: TRIPYTIKON :: zelebrieren eben Musik, Entertainment ist da ein eher sekundäres Anliegen. Nichts zum Abfeiern also, aber wer sich auf die perfekt erzeugte garstig-schöne Atmosphäre einließ, wurde (wie immer) mit einer tollen Show belohnt. Tom war übrigens der einzige, der auch öffentlich die Geschehnisse der letzten Monate beim Rock Hard ansprach und dann demonstrativ (und unter großem Applaus) die Show Götz Kühnemund widmete. Keine Ahnung, ob man mit so einem Statement noch mal zum Festival eingeladen wird…
[Dajana] Ich wage zu bezweifeln, das Tom Warrior auch nochmal auf dem ROCK HARD FESTIVAL spielen würde… Aber auch sonst haben TRIPTYKON Zeichen gesetzt. Von der großen Masse eher unbemerkt, aber von uns Fotografen mit Staunen aufgenommen, haben TRIPTYKON kurzerhand die üblichen Fotoregeln (3SNF – 3 Songs, kein Blitz) außer Kraft gesetzt. Jeder sollte und durfte kommen und gehen und solange fotografieren wie er/sie wollte. Und es hat funktioniert! Die Leute haben ihre Fotos gemacht (vielleicht einen Song länger als sonst), den Graben verlassen und den Fans die Sicht auf die Band freigegeben. Großartig! Die Show im Übrigen auch! ;)
[Sui] TRIPTYKON waren zweifellos der würdige Headliner des ersten Abends. Aber beileibe kein Leichtverdaulicher. War aber nach dem seichten Einerlei der Vorband sehr willkommen. Und obwohl die Band neben den atmosphärisch ungeheuer dichten Songs auch immer wieder Nackenbrecher dazwischen hatte, war doch eher andächtiges Lauschen angesagt. Aber die Schweizer um Tom Warrior machten deutlich, daß sich die Qualität eines Konzerts nicht an der Anzahl der Crowdsurfer messen läßt. Insgesamt eine großartige Gänsehaut-Performance, in die man sich erst etwas reinhören mußte.
Setlist: Crucifixus, Black Snow, Goetia, Circle Of The Tyrants, Tree Of Suffocating Souls, Abyss Within My Soul, Visions Of Mortality, The Usurper, Altar Of Deceit, Messiah, The Prolonging // (Winter)

 

stories © Psycho, Sui, Dajana • pics © Dajana Winkel Photography