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2006-04-07-08 DE – Lichtenfels - Stadthalle

Varg - Synchronomica (abgesagt) - Gernotshagen - Orlog - Thrudvangar - Creature - Black Messiah (verschoben auf 2007) - Fallen Yggdrasil - Odroerir - Equilibrium - Korpiklaani - Primordial - Moonsorrow - XIV Dark Centuries - Nomans Land - Skyforger - Menhir - Riger - Helheim - Turisas

Das Bandaufgebot in Lichtenfels ließ Großes erahnen, die Creme de la Creme des Pagan Metal hatte sich geballt angesagt, den Fans zwei unvergessliche Abende zu bescheren. Vielleicht waren deshalb die Erwartungen zu hoch gesteckt, denn neben allerhand musikalischer Leckerbissen, zeigten sich doch einige Schattenseiten in der Organisation und trübten so das Festivalvergnügen.

:: Fotos ::

07. April 2006

Die bayrische Korbstadt präsentierte sich in Bezug auf das Wetter von ihrer freundlichsten Seite, Sonnenschein und kühler Wind ließen die Vorfreude der Besucher weiterhin steigen. Auch ich war wirklich froh, dass es nicht regnete, denn schon am Einlass gab es organisatorische Probleme. Keiner der Securities wusste mal so recht, wo sich denn wer genau anstellen müsste – und so bildeten sich mehrere Reihen, nur damit man am Ende der Warterei mitgeteilt bekam, dass man eigentlich ganz woanders hinmusste….

Endlich in der Halle angekommen, spielten schon VARG, die ein paar Coverversionen zum besten gaben, u.a. stimmte Trollhammaren von Finntroll die Meute schon gut auf die folgenden Klänge ein. Leider mussten SYCRONOMICA ihren Auftritt wegen einer Erkrankung des Schlagzeugers absagen und so waren schon GERNOTSHAGEN dran, ihre Kompositionen vorzustellen, und die Band präsentierte sich mit feinsten Melodien und machte von der ersten Note an großen Spaß. Durch die alte Gewandung passte auch optisch alles und GERNOTSHAGEN hinterließen nur positive Eindrücke.

Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei ODROERIR, bei denen die Gesänge sehr zu gefallen wussten. Die Songs vom Album Götterlieder machen in den heimischen vier Wänden schon einiges her, auf der Bühne kommen sie noch besser zur Geltung, sofern der Sound auch gut ist, und der verbesserte sich nach anfänglichen Abstimmungsproblemen auch zusehends.

Danach spürte man eine gewisse Spannung im schon einigermaßen betrunkenen Publikum, denn EQUILIBRIUM sollten ihre Hymnen auf selbiges loslassen. Die Lieder sind sicher verdammt gut, doch mich stört die Bühnenpräsenz der Band ein wenig, kann mich auch täuschen, doch so richtig enthusiastisch kamen sie mir nicht vor. Die Jungs und das Mädel sind sich wohl schon zu sicher, dass sie aufgrund ihrer Klänge schon überzeugend genug sind, doch zu einem Auftritt gehört mehr als das und so sollte die Show noch engagierter und mitreißender werden. Klar kann man bei Klassikern wie der Hymne schlechthin, nämlich Met, nix falsch machen und die Fans sangen lauthals mit und feierten Party ohne Ende – objektiv betrachtet bleibt jedoch ein fader Beigeschmack.

Ganz anders legten dann KORPIKLAANI los, denen die Spielfreude aus allen Poren zu dringen schien. Es herrschte Bewegung ohne Ende und Sänger Jonne grinste mit seinen Bandkollegen um die Wette, ja KORPIKLAANI genossen ihren Auftritt in vollen Zügen. Mit 2 (bzw. nun 3) überzeugenden Alben in der Hinterhand ließ die musikalische Seite auch gar keine Wünsche offen, in dieser Form sind die Waldschrate immer gern gesehene Gäste auf jedem Festival. Einfach nur tanzen, tanzen und nochmals tanzen!!! Auch ein paar neue Songs vom kommenden Album Tales Along This Road wurde vorgestellt, die sich nahtlos in die Gute-Laune-Musik einfügten und zeigten, dass KORPIKLAANI ihrer Linie treu bleiben, beschwingt mit Fiedel und Ziehharmonika vorgetragen.

Danach sorgten PRIMORDIAL für etwas Abwechslung, aber nicht gerade im positiven Sinn, denn der Auftritt der Iren war bestimmt nicht das Gelbe vom Ei. Die Riffs fließen monoton dahin und auch der von manchen als „emotional“ bezeichnete Gesang von Alan kommt einfach für mich weinerlich und schräg neben der Spur bzw. Gesangslinie daher. Sicherlich Geschmackssache, doch nach dem mitreißenden Konzert der Horde aus dem Wald ein paar Minuten zuvor hatte es die Band immens schwer, den Stimmungspegel zu halten. Erste Ermüdungserscheinungen waren auch schon deutlich zu spüren, was mehrere Gründe hatte: den musikalischen Darbietungen bzw. dem Programm mangelte es an Abwechslung; was die eingefleischten Fans begeisterte, wirkte schön langsam einschläfernd für jene, die ein wenig Abwechslung lieben. Zum anderen war es nun schon nach Mitternacht und der Alkohol tat seine Wirkung, so manch ein Besucher gönnte sich ein Nickerchen in der Halle…

Für die sehnlich erwarteten MOONSORROW wurden noch die letzten Kraftreserven mobilisiert, doch so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Auf Tonkonserve wirken die durchdachten, epischen Songs besser als auf der Bühne, dennoch wussten die Finnen zu gefallen. Der Unterschied zu den meisten Bands vorher war die erzeugte Stimmung, so wurde es doch zuweilen recht nachdenklich und melancholisch, unterbrochen immer wieder von tanzbaren Rhythmen. Erst weit nach zwei Uhr früh verhallten die letzten Klänge.

8. April 2006

Zu Beginn des zweiten Tages bot sich beim Betreten des Parkplatzes ein Bild, das einer Müllhalde eher entsprach, denn wo man auch hintrat, Scherben überzogen die Lokalität, denn es war verabsäumt worden, Mülltonnen aufzustellen oder Müllsäcke zu verteilen, was allerdings immer noch nicht rechtfertigt, dass jemand seine Flasche einfach auf den Boden knallt, wenn sie leer getrunken ist. Kann es denn so schwer sein, die Flaschen wieder in die Kiste zu stellen? Mich wundert jedenfalls nicht, dass die Szene keinen allzu guten Ruf besitzt. Nächstes Jahr ist aufgrund der Verschmutzung sicher mit einer Erhöhung des Eintrittspreises zu rechen. Ich kann nur sagen: verständlich und selbst schuld! Natürlich will ich nicht alle in einen Topf werfen, aber es gab viele Fans, die die meiste Zeit am Parkplatz mit Saufen verbrachten und nur sehr wenige Bands in der Halle mitverfolgt haben. Anscheinend waren am 2.Tag auch einige politisch rechts einzuordnende Leute anwesend, doch dazu später etwas mehr.

Ich sah als erste Band an diesem Tag CREATURE, dem Vernehmen nach sollen zuvor ORLOG und vor allem THRUDVANGAR ordentlich Stimmung gemacht haben. CREATURE sind musikalisch dem Black Metal zugewandt, erinnern durch ihr Erscheinungsbild an Enthroned und sind auch vom Tempo her in der Nähe der Belgier anzusiedeln, nur gemäßigter. Leider trübten ein paar schwarze (bzw. braune) Schafe, die sich mit eindeutigen verabscheuungswürdigen Handbewegungen zu erkennen gaben, den Auftritt - wirklich schade und traurig!!!

Bei FALLEN YGGRASIL änderte sich das Bild ganz gewaltig, denn nun wurde einmal Death Metal geboten, was den Ohren sehr gut tat. Die Band machte schon mal die Ansage, dass sie „die Fehlbesetzung des Festivals“ sei, sehr sympathisch, was durch eine gekonnte spielerische Leistung noch unterstrichen wurde. Außerdem schien es die Jungs, besonders Sänger Simon, förmlich vor Spielfreude zu zerreißen und so riss die Vorstellung einige Anwesende wirklich mit. Für mich ganz klar eine Überraschung, derer es sicher noch mehr hätte geben können!

Der anschließend geplante Auftritt von BLACK MESSIAH wurde verschoben und sollte am Ende des Events nachgeholt werden, wurde er aber nicht...

So gaben sich die XIV DARK CENTURIES die Ehre und hinterließen einen mehr als positiven Eindruck, der kämpferische Heidenmetal der Thüringer sprühte nur so vor Energie und vor allem die Songs von Den Ahnen Zum Gruße (besonders Falsche Propheten mit eindringlichem Text) stellten Höhepunkte des Konzerts dar. Die mehrstimmigen Gesänge sind ein großer Pluspunkt im Repertoire der in Felle gehüllten Musiker, wobei vor allem Julenzeit im Ohr hängen blieb.

Eine große Überraschung folgte mit den Russen NOMANS LAND, die wundervolle Melodien am Start hatten und vom ersten Moment an begeisterten. Episch, erhaben und kräftig ertönten die Hymnen, auch der Sound sollte wie bei allen anderen Bands im Lauf des Auftritts sehr gut werden. Eine knappe Stunde erfreuten die „Last Sons Of The Fjord“ die Zuhörerschaft, die ihnen viel Beifall zollte. Von der LP Hammerfrost gibt es übrigens eine Edition in blauem Vinyl, die wirklich edel aussieht!

In der gleichen Tonart ging es hernach mit SKYFORGER weiter, die durch die Verwendung allerhand exotisch wirkender Instrumente aufhorchen ließen. Hier gefiel die Mischung aus getragenen und flott dahin galoppierenden Stücken - diese Abwechslung gestaltete die Darbietung äußerst spannend. Die Musiker schienen froh und dankbar über die Möglichkeit zu sein, ihre Kompositionen einem großen Publikum vorstellen zu können und verliehen ihrer Freude durch dauerndes Grinsen und viel Bewegung Ausdruck. Den Fans gefiel die sympathische Ausstrahlung und sie feierten mit den netten Letten.

Beim Auftritt von MENHIR zog ich mich auf die Tribüne zurück, von wo sich ein imposantes Bild zeigte, denn überall im Publikum waren die Menschen in Bewegung und in den ersten Reihen sah ich nur mehr ein Gewusel an bangenden Köpfen und tanzenden Leibern, die sich voll und ganz der Musik hingaben. Kein Wunder, haben MENHIR doch schon ein paar Veröffentlichungen mit starken Songs in der Hinterhand, von denen mich der Abschluss in Form von Ziuwari am meisten in den Bann zog.

Die Finnen TURISAS waren stockbetrunken bei ihrem vorgezogenen Auftritt und ich bin ja der Meinung dass sie eine Verlegung genau aus alkoholtechnischen Gründen verlangt hatten, später hätten die sternhagelvollen Mannen rund um Front-Säufer, äh -Sänger Warlord Nygard wohl ihre Instrumente nicht mehr halten können. So glich die Bühnenshow einem Treffen von beschwipsten Freunden, die einige Songs coverten (z.B. Rasputin oder Those Were The Days), nebenbei ein paar eigene Songs vom Schlage Battle Metal der Among Ancestors ins feierwütige und ebenso betrunkene Volk schmissen. Ich will nicht wissen wie viele Hörner Met in dieser guten Stunde leer getrunken wurden, haha! Auffallend die enorm lange Spielzeit, die den nachfolgenden Bands Schwierigkeiten bereitete… ziemlich lächerlich auch die Feuershow, aufgrund derer nicht fotografiert werden durfte…also wegen den paar Funken die ganze Show über den Fotograben zu sperren war unnötig!

Leidtragende waren zum einen leider die fantastischen RIGER… Meine Erwartungen waren enorm hoch, aber schon mit den ersten Takten wurde klar, dass diese erfüllt werden würden. Leider spielten RIGER nur Songs von den letzten beiden Alben Des Blutes Stimme und Gjallar; aber wahrscheinlich war die Zeit zu knapp, sodass einige Abstriche in der Setlist gemacht werden mussten. Das Organ von Sänger Ingo ist genauso beeindruckend wie die unglaublich lange Matte von Gitarristin Nicola und so verflog die Zeit bei Hammersongs wie Irminsul, Des Blutes Stimme, Angriff oder Auf Die Ahnen wie im Flug und niemand wollte so recht glauben dass nach 40 Minuten schon Schluss sein sollte…leider verschwand die Band aber unfreiwillig von der Bühne, obwohl alle noch gern mindestens 5 Songs gehört hätten! Für mich nicht nachvollziehbar, aber nicht zu ändern.

HELHEIM bildeten danach den Abschluss des 3. RAGNARÖK Festivals; nach dem fantastischen Auftritt von RIGER war ich da aber schon am Nachhauseweg und so kann ich nur von einigen Augen- bzw. Ohrenzeugen berichten, dass es ein würdiger Abschluss war!

Rein musikalisch brachte das RAGNARÖK Festival ein richtig positives Ergebnis: für Fans von Pagan Metal war dieses Wochenende durchgehend eine Offenbarung, viele Verschnaufpausen zum Metnachfüllen gab es nicht, und so sah ich nach dem Festival nur höchst zufriedene Gesichter.

An der Organisation gibt es aber schon einiges zu verbessern:

Der EINLASS:
Die Tore wurden erst um 15 Uhr geöffnet, meiner Meinung nach viel zu spät bei der großen Anzahl an Besuchern, außerdem herrschte ziemliches Chaos, was die Reihen für Tageskarten, Festivalpässe. Presse, Foto usw. anbelangte.

Die FLASCHEN:
Sowohl am Parkplatz als auch in der Halle gab es Scherben ohne Ende. Anscheinend schaffen es die Besucher nicht, die Flaschen wieder zurück in die Kisten zu stellen oder Müllsäcke mitzubringen, was eine Verwüstung des Parkplatzes zur Folge haben muss…unverständlich vom Veranstalter finde ich aber, dass Backstage anscheinend Flaschenbier ausgegeben wurde und in der Halle selbst einiges zu Bruch ging. Eine Bierflasche wurde auch von der Tribüne geworfen!

Die SECURITY:
Die Ordner waren bemüht und freundlich, ich verstehe allerdings nicht, dass keiner sich um das Flaschenproblem gekümmert hat… apropos Flaschen: die gar nicht so wenigen rechtsradikalen Besucher dürfen auf dem Festival nicht geduldet werden!!! Wenn ein paar Glatzen im Publikum stehen und die Hand zum Hitlergruß erheben, bin ich als Ordner dazu verpflichtet, einzuschreiten – kein Mensch hat etwas dagegen unternommen, und das trübte das Festival doch erheblich!!

Das ESSEN:
Ein Essensstand für knapp 3000 Besucher ist eindeutig zu wenig! Die Schlange der hungrigen Wartenden reichte bisweilen quer durch die Halle, es dauerte eine kleine Ewigkeit, um bis zu den (allerdings hervorragenden) Köstlichkeiten vorzudringen.

Die PREISE:
Met 2 €, Bier 2 €, Schnitzelsemmel 3 € - mehr als fair. Sehr fein und Daumen nach oben!

Die ÄNDERUNGEN in der Spielfolge:
Die Änderungen wurden zwar durchgesagt, aber viele Besucher bekamen nichts davon mit, sie könnten beim Eingang ausgehängt werden!

BLACK MESSIAH:
Dass sie nach hinten verschoben wurden und dann nicht spielen konnten, war sicher kein feiner Zug. Hoffentlich wird die Band nächstes Jahr angemessen dafür entschädigt!

 

story Leo & pics © Janine Pichler