2016-07-30 DE –Balver Höhle
 
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Vemod - Sol Invictus - Alcest - GlerAkur - Antimatter - Bohren And Der Club Of Gore - Völur - Wöljager

Obwohl recht kaputt vom für mich zweiten Festivaltag war ich noch vor dem Wecker wach. Gut, da blieb Zeit den Tag mit einem guten Frühstück zu beginnen.

:: Fotos :: WÖLJAGER ::

Um 11 Uhr ging es noch einmal zurück in die charmante Hönnetalhalle, um sich das Musik-Theater Stück Van‘t Liäwen un Stiäwen anzuschauen, für das niemand geringeres als Helrunar’s Mastermind Skald Draugir verantwortlich zeichnet.
Van‘t Liäwen un Stiäwen
(Vom Leben und Sterben) erzählt die Geschichte von Wilhelm, der für seine übernatürlich Gabe, eine Art Hellsehen, ausgegrenzt und gefürchtet wird und daran beinahe zerbricht. Gespielt wird Wilhelm von Stefan Naszay, die Magdalene/Mutter/ Anne Ruhkamp von Tine Schoch. Regisseur Konrad Haller hat ebenfalls einen kurzen Auftritt als Magdalenes Bruder Heinrich, während Marcel Dreckmann lyrisch durch die Geschichte führt, allerdings weitestgehend in hochdeutsch und nicht wie im Original im Münster Platt.
Obwohl die Geschichte irgendwann in der Vergangenheit spielt, ist sie thematisch dennoch aktuell und reflektiert gesellschaftliche Mißstände. In ihrer Einfachheit und Tragik war sie unglaublich berührend und so mancher hatte nach der 75 Minütigen Aufführung Tränen in den Augen. Umwerfend großartig und charismatisch war Tine Schoch, eine fantastische Schauspielerin! Van‘t Liäwen un Stiäwen war ganz große Klasse!
Musikalisch wurde das Stück von :: WÖLJAGER :: begleitet, mit Marcel (Gesang), Stefan Drechsler (akustische Gitarre), Árni Bergur Zoega (Violine), Patrick Urban (Cello), Alexa Gödde (Violine) und Thomas Lerch and der zweiten akustischen Gitarre.

:: Fotos ::

Nach einem kurzen Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein, der eigentlich dem Versuch galt, die Balver Höhle von einer Anhöhe aus zu fotografieren (was leider auf Grund einer eingezäunter Nutzwiese fehlschlug), wurde der zweite Festivaltag von :: VÖLUR :: eröffnet, und das bedeutete für die Kanadier ihr europäisches Livedebüt! VÖLUR gehören seit April zur Prophecy-Familie und haben im Juni ihr Debüt Disir veröffentlicht, von welchem man hier den Song Es wächst aus seinem Grab live spielte. Die anderen drei Stücke sind bis dato unveröffentlicht und waren daher eine weitere Premiere. Wie schon gestern bei Hekate, war es auch hier gleich die erste Show, die mich komplett umgehauen hat! Gänsehaut von den Zehen bis zu den Haarspitzen. Was für großartige Musik! Was für eine Atmosphäre! Mit jedem weiteren Song wurde die Band frenetischer gefeiert und löste am Ende quasi Begeisterungsstürme aus. Definitiv eine Band, die man unbedingt antesten sollte!
Setlist: Breaker Of Skulls, Es wächst aus seinem Grab, Breaker Of Silence, Breaker Of Oaths

Danach wurde es noch finsterer. Rabenschwarz sozusagen. In jedweder Hinsicht. Denn nun war es an :: BOHREN UND DER CLUB OF GORE ::, der einzigen Nicht-Label-Band des Festivals, die Gemüter des Publikums in den bodenlosen Abgrund zu stoßen. Der Klang der Höhle ist dafür perfekt geeignet, auch wenn hier zum ersten Mal Übersteuerungen bei den Bässen auftraten. Dass BOHREN hier auf dem PROPHECY FEST spielten war schon etwas ganz besonderes. Ich liebe diese Band. Jedes ihrer Konzerte die ich bisher gesehen habe, war ein absolutes Highlight. Auch dieses hier. Mit bekannt spartanischer Beleuchtung, tonnenweise Nebel und staubtrockenen Ansagen verwandelte sich die bis dahin lebhafte Höhle in ein wogendes Meer aus sich in Trance befindlichen Menschen, die sich bei den Ansagen kurz zu Lachsalven hinreißen ließen. Einfach großartig! Nüchtern zu schüchtern und besoffen zu offen, ne? ;)

:: ANTIMATTER :: konnten danach das Niveau nicht ganz halten. Es war ganz ohne Zweifel eine angenehme Show, aber eine ohne Besonderheiten. Vic Anselmo - in der Vergangenheit Live-Keyborderin und Backgroundsängerin - war anwesend, aber nicht auf der Bühne zu finden, um der Darbietung noch ein bisschen Glanz zu verleihen. Darüber hinaus verursachten die Briten eine 30 Minütige Verzögerung, die sich am Ende auch nicht mehr aufholen ließ. Vemod nahmen es gelassen ;) Aus der ANTIMATTER Show hätte man sicherlich mehr herausholen können. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht.

Aber nicht lange.Kommen wir nun zu meinem absoluten Highlight des PROPHECY FESTS 2016: :: GLERAKUR :: Das Isländische Projekt von Elvar Geir Sævarsson ist eines der letzten Signings von Prophecy Production und ist eine wilde Mischung aus Post Rock, Drone, Ambient, Shoegaze, Black Metal, whatever. Isländisch eben. Verrückt und anders ;) Es gibt einen bereits veröffentlichten Song namens Can't You Wait, der Großes verspricht. Schon alleine das Musikeraufgebot war der Knaller. Vier Gitarristen, zwei Bassisten und zwei Schlagzeuger - das ergab eine gigantische und intensive „wall of sound“. Besonderer Hingucker war die Gitarristin Heiða Eiríksdóttir, die wie entfesselt spielte. Das angekündigte multimediale Bühnenprogramm fiel auf Grund technischer Probleme so ziemlich ins Wasser, schmälerte aber kein bisschen die Show oder die Atmosphäre. Das Publikum in der Höhle war jedenfalls total aus dem Häuschen, brüllte sich frenetisch die Seele aus dem Leib und hätte definitiv gerne mehr gehabt. Der helle Wahnsinn die Band! Ich will auch mehr davon!
Setlist: Polycide, Willocide - Part 1 & 2, Can't You Wait, Strings. Part 1 & 2

:: ALCEST :: machen aus 30 Minuten 45 Minuten Verspätung - genützt hat es nichts. ALCEST leiden und einem extrem übersteuerten Bass-Sound und viel zu leisem Gesang. Das schmälerte den Hörgenuss dann doch um einiges. Da half es auch nicht, dass ALCEST zum allerersten Mal ihr grandioses Zweitwerk Écailles De Lune in ganzer Länge komplett spielten. Écailles De Lune Pt. 2 zum sterben schön, hach… Auch bei ALCEST steht ein neues Album an. Kodama heißt es und wird am 30.09. veröffentlicht werden. Die ersten Pressestimmen lassen auf ein weiteres Meisterwerk schließen.
Setlist: Écailles de lune - Part 1, Écailles de lune - Part 2, Percées de lumière, Abysses, Solar Song, Sur l'océan couleur de fer, Autre temps, Là où naissent les couleurs nouvelles, Délivrance

Tony Wakeford ist ein Mann mit einer bewegten und streitbaren Geschichte, zählt gleichwohl aber auch zu den Mitbegründern des Neofolk. Nach Death In June und Above The Ruins heißt sein musikalisches Zuhause seit 1987 :: SOL INVICTUS ::. Knapp 30 Jahre Bandhistorie mit unglaublich vielen Veröffentlichungen und wechselnden Gastmusikern. Das Konzert beim PROPHECY FEST bot musikalisch Bekanntes, hatte aber ein einmaliges Line-Up zu bieten. Denn neben der bekannten Crew sah man auch Don Anderson (ehemals Agalloch) an der Gitarre, Violinist und Sänger Matt Howden und die Londoner Cellistin und Komponistin Joanna Quail. Auch SOL INVICTUS hatten mit ein paar technischen Problemen zu kämpfen, sie ließen sich aber nicht beirren, hatten sichtlich eine fantastische Zeit auf der Bühne und abermals ein extrem begeistertes Publikum.
Setlist:

Die wunderbaren :: VEMOD :: hatten ja als finale Band im letzten Jahr arg unter einer anderthalbstündigen Verzögerung zu leiden. Viele Fans waren bereits gegangen, als die Norweger nachts um halb 2 endlich auf die Bühne kamen. Deswegen wurden sie 2016 noch einmal eingeladen… Und wieder gab es Verspätungen. Das tat mir schon richtig leid für die Norweger. Zum Glück blieb es „nur“ bei den 45 Minuten, und - was noch wichtiger war - die Fans blieben. Trotz der späten Stunde war die Halle voll und alle von der blauen stellaren Magie der Norweger begeistert. Jungs, ihr könntet uns endlich mal mit einem neuen Album überraschen… Einmal mehr eine großartige Show und ein würdiger Ausklang für ein großartiges Festival!
Setlist: Intro I, Intro II, At First Light, Der Guder Dør, Venter På Stormene, Ikledd Evighetens Kappe, Interlude, Og Vinden Sang Mitt Navn

Damit geht das PROPHECY FEST 2016 (irgendwie viel zu schnell) zu Ende. Während das Prophecy Team bereits schwer beschäftigt mit dem Abbau ist und viele Besucher abreisen, gibt es auch genug Leute, die sich nicht trennen mögen und noch ewig mit alten und neuen Freunden quatschen. Überall hört man lobende… ach was… im höchsten Maße begeisterte Worte über das Festival und die Absicht unbedingt im nächsten Jahr wiederzukommen. Ich freue mich schon auf euch alle! :)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography