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Suicidal Angels ~ Savage Messiah - Cripper

 
2010-02-11 DE – Bochum - Zeche

Killfest 2010

[Psycho] Nach dem überaus gelungenen Killfest-Gastspiel 2009 gab es eigentlich keinen Grund, nicht auch in diesem Jahr mit dabei zu sein. Da bedurfte es nicht mal der zusätzlichen Motivation durch die göttliche neue OVERKILL-Scheibe Ironbound… ;-)
Nahezu das selbe Datum, selber Ort: Die Zeche zu Bochum. Neben der Hauptattraktion umfasste das Billing auch wieder so genannte "Nachwuchsbands", auf einen zweiten Headliner wurde diesmal jedoch verzichtet. Ich finde es ja durchaus lobenswert, wenn man neue und/oder noch unbekanntere Band featuren will, aber leider wurde diese Idee direkt wieder durch eine immer wieder anzutreffende Unsitte seitens des örtlichen Veranstalters konterkariert. Da auf allen Tickets 19:00 als Einlasszeit vermerkt war (Beginn also 19:30), der tatsächlichen Zeiten aber real jeweils eine Stunde davor lagen, mussten CRIPPER quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen, und viele Leute werden auch noch die zweite Band SAVAGE MESSIAH verpasst haben.
So was ist nicht nur alle Beteiligten/Betroffenen ausgesprochen ärgerlich, sondern im Prinzip sogar Beschiss, denn schließlich wird dem Zuschauer so ein Teil des Konzerts vorenthalten, für das er gutes Geld bezahlt hat.
Wie auch immer; eure aufgrund der Wetterverhältnisse rutschenden Reporter waren zum Glück rechtzeitig vor Ort, so dass alle Bands in voller Länge bewundern konnten…

:: Fotos ::

[Psycho] :: CRIPPER :: - begannen superpünktlich (18:28) und für das Gebotene vor eindeutig zu leerer Halle. Denn die Band hat ohne Zweifel mehr Aufmerksamkeit verdient, wie sich auch beim heutigen Set wieder deutlich zeigte. Klasse Songs, eine tighte (und trotz der schmalen Platzverhältnisse) bewegungsfreudige Performance sowie viel Spielfreude sind da als klare Pluspunkte anzuführen.
Im Gegensatz zu anderen Bands mit ähnlicher Besetzung steht Frontfrau Britta hier nicht so exponiert im Vordergrund. Alleine durch ihre Rolle als Sängerin ist sie zwar der erste Blickfang, trotzdem hatte man immer den Eindruck, das CRIPPER auf der Bühne eine homogene Einheit bilden und vor allem als Team funktionieren. Songtechnisch wurde mehrheitlich die vorletzte Scheibe Freak Inside berücksichtigt, vermutlich aufgrund der Annahme, dass man das Publikum mit diesen Songs eher vertraut wähnte. Geile Band jedenfalls, die wir gerne noch öfter sehen wollen!
[Dajana] Ich muss ja sagen, dass ich hin und weg war von CRIPPER! Ich hatte die Hannoveraner bis dato nicht live gesehen, aber schon viel von ihren Shows gehört. Hier wächst eine fantastische Thrash Band heran, von der man hoffentlich bald viel, viel mehr hören wird. Da konnte ich es dann auch nicht lassen und musste beim Merch zuschlagen ;)
Setlist: Shortcut, Trapped, I Am The Pit, Slowly Beaten Hate Machine, Attention Deficit, I (…), Hysteria, Black Terra

[Psycho] Nach einem geschmackvollen Intro (Die Neun Pforten von Wojciech Kilar) folgte mit :: SAVAGE MESSIAH :: die melodischste Band des Abends. Während sich nämlich die übrigen Vorbands eher an härterer Thrash-Mucke orientieren, stehen bei der Musik der 4 Londoner klar die Bay Area oder ältere Megadeth Pate. Das ist auch alles andere als verkehrt, vor allem, wenn man es dann so kompetent rüberbringt.
Die Band hat in meinen Augen schon eine sehr gute Balance zwischen Härte und Melodie gefunden, und verfügt zudem mit Dave Silver über einen Sänger/Gitarristen, der glatt als Mr. Mustaines kleiner Bruder durchgehen könnte. Und dabei übrigens deutlich besser singen kann… ;-)
Lediglich an der Bühnenperfomance müssten SAVAGE MESSIAH noch ein wenig arbeiten, die kann man sicherlich noch etwas intensiver gestalten. Starke Tracks wie The Serpent Tongue Of Divinity oder Corruption X sind jedoch eine echte Bank, auch wenn die Band sich beim eher auf härtere Sounds stehenden Zechenpublikum zunächst etwas schwer tat, die Situation aber letztendlich gut im Griff hatte.
Setlist: Intro, Spitting Venom, The Serpent Tongue Of Divinity, In Absence Of Liberty, Enemy Image (Dehumanization), Corruption X, Insurrection Rising

[Psycho] Anschließend wurde es dann unerwartet lustig… Die :: SUICIDAL ANGELS :: aus Griechenland wurden ja im vergangenen Jahr von Nuclear Blast ausgiebig beworben, sind aber trotzdem irgendwie völlig an mir vorbeigelaufen. Ich hatte also keine richtige Vorstellung davon, was mich nun erwarten würde, mit einer so nah am Original liegenden Slayer-Gedächtnis-Show hatte ich allerdings nicht gerechnet. Mit geschlossenen Augen vermeinte man fast, sich auf der Reign In Blood-Tour zu befinden, selbst bei den Ansagen orientierte sich Sänger/Gitarrist Nick an dem Geschwafel, welches Tom Araya seinerzeit gerne von sich gegeben hat.
Um jetzt nicht missverstanden zu werden: die Band prügelte sich präzise und mit spürbarer Brutalität durch ihr Set, alle Musiker waren praktisch permanent am Bangen und boten so eine tolle Thrash-Show, auch wenn sich an der einen oder anderen Stelle schon ein wenig Routine mit einschlich. Mir persönlich waren die meisten Riffs dann aber doch zu nah am Original, so dass sich halt das eine oder andere Mal ein unfreiwilliges Grinsen nicht vermeiden ließ.
Bei der Meute kamen SUICIDAL ANGELS aber super an; wer schert sich beim Abthrashen schon um fehlende Eigenständigkeit…
[Dajana]…und man muss anerkennend hinzufügen, dass die SUICIDAL ANGELS gerade erst ihre Tour mit Kataklysm beendet haben und quasi postwendend auf den nächsten Nightliner aufgesprungen sind. Wenn die Jungs einen Tag Pause hatten, dann ist das schon viel. Und trotzden lassen sie es jeden Abend wie Sau krachen. Respekt!
Setlist: Bloodthirsty, The Pestilence Of Saints, Inquisition, …Lies, Mourning Of The Cursed, Dark Abyss (Your Fate Is Colored Black), Apokathilosis

[Psycho] Während bis dato die straffe Organisation einen zügigen Ablauf garantierte, muss es beim Umbau für :: OVERKILL :: wohl irgendwelche Probleme gegeben haben; jedenfalls dauerte das ganz schön lange. Was sonst eher ein Ärgernis darstellt, war in diesem Fall mal praktisch, da wir so mehr Gelegenheit dazu hatten, alte Freunde wieder zu treffen, Bier zu trinken und viel Unsinn zu erzählen…
Gelohnt hätte sich die Warterei aber auch so, denn die Mannen um Blitz und D.D. Verni waren (wie üblich) wieder einmal eine absolute Macht und erwischten mit dem neuen Track The Green And Black auch direkt einen Einstand nach Maß.
Danach folgte ein Parforce-Ritt durch die Bandgeschichte, eingeleitet von Rotten To The Core über Powersurge, Bare Bones bis hin zum eher selten gehörten Gasoline Dream. Sogar dieses eigentlich etwas schwächere Stück offenbarte live ein ganz anderes Gewicht, selbst neben unsterblichen Klassikern wie z.B. Feel The Fire. Von den neuen Stücken hat vor allem Bring Me The Night gute Chancen, permanenter Bestandteil der Band-Setlist zu werden, denn live kickt der Song noch viel mehr als auf Platte, geil!
Die Band selber wirkte zu keinem Zeitpunkt so, als ob da eigentlich ein paar "alte Herren" auf der Bühne stehen, sondern war topfit und agierte frisch und agil. Das liegt sicherlich zum Teil auch am (gar nicht mehr sooo) neuen Schlagzeuger Ron Lipnicki, der seinen Vorderleuten mit seinem kraftvollen und präzisen Spiel den einen oder anderen Energieschub verpassen dürfte. Ein echter Glücksgiff für OVERKILL.
Trotzdem gibt es auch (begrenzt) was zu Meckern, denn den abschließenden Doppelpack Old School und Fuck You fand ich stilistisch zu ähnlich, um zusammen gebracht zu werden; da hätte ich lieber noch was anderes aus dem reichhaltigen OVERKILL-Repertoire gehört. Quasi als Entschädigung wurde aber diesmal in Fuck You das uralte Sonic Seducer mit eingearbeitet, womit ich im Lebtag nicht gerechnet hätte.
[Dajana] Tja, was soll ich da noch groß sagen? Verdammt geile Show! Ausgesprochen spassig war, dass bei Rotten To The Core auch im Fotograben niemand von den 3 Nasen in der Lage war zu knipsen sondern stattdessen wild am moshen waren…
Setlist: The Green And Black, Rotten To The Core, Battle, Powersurge, Hello From The Gutter, Overkill, Ironbound, In Union We Stand, Bare Bones, Feel The Fire, Gasoline Dream, Bring Me The Night, Elimination // Necroshine, Old School, Fuck You/Sonic Seducer (Dead Boys Cover)

[Psycho] Als Fazit bleibt festzuhalten, dass es erstens einfach keine schlechten Shows der New Jersey-Boys gibt, und dass zweitens der ganze Spaß auch diesmal wieder viel zu schnell vorbei war. Alle Anwesenden sind auf ihre Kosten gekommen, sangen an den bekannten Stellen lauthals mit und feierten die Jungs ansonsten verdientermaßen ordentlich ab. Gelungene Abendunterhaltung kann ja (auch dank der guten Leistungen der anderen Bands) so einfach sein!
In dieser Form werden wir auf jeden Fall noch lange Freude an OVERKILL haben; von mir aus kann die Band jetzt jedes Jahr zu einer Killfest-Tour aufbrechen… ;-)

 

story © Psycho • pics © Dajana