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2007-08-01 NL – Hengelo - Innocent

Das Vorspiel: Wer mit offenen Augen und Ohren durch’s Leben läuft oder einfach nur das größte amerikanischen Klatschblatt in Sachen Metal liest, weiß, das ex-Cradle Of Filth Drummer Adrian Erlandsson heuer seine singende Göttergattin Morrigan Hel musikalisch begleitet, natürlich wieder an den Fellen. Das Ganze nennt sich dark und dirty Rock’n’Roll und firmiert unter dem Banner NEMHAIN, welches sich in Kürze dem ersten Jubiläum nähert. Vor dieser Party hat man kurzerhand ein paar Konzerte in Holland auf die Beine gestellt, zu welchem ich mich in Hengelo gesellen wollte...
Überraschenderweise waren NEMHAIN die Vorband für ELECTRIC EEL SHOCK und MUNICIPAL WASTE, die sich – über den großen Teich gekommen – auf der Durchreise zum Wacken Open Air befinden. Hehe... na wenn das kein geiles Package ist ;)

:: Fotos ::

Der Club: Das Innocent – Home Of Hardcore (putziger Name) liegt mitten in der Innenstadt von Hengelo und hat die Größe eines herkömmlichen Wohnzimmers, welches mit 70 Leuten total ausverkauft ist ;) Der Coffee-Shop ist gleich gegenüber, so dass im Club fast jeder Dritte ne Tüte im Mundwinkel hatte... der Rest brauchte ja auch gar keine mehr. Nun denn... Holländer gelten konzerttechnisch bekanntermaßen als zurückhaltend und bei den durchwabernden Rauchschwaden hätte dies auch niemanden gewundert. Eigentlich...

:. NEMHAIN ~ wurden ja dieser Tage noch einmal kräftig durch den Besetzungswolf gedreht, da die beiden Gitarristen Cherry Forever und Mr. Dick kurzfristig ausstiegen und durch Samara und Steve Lee ersetzt wurden. Der erst 23-Jäjhrige Jungspund hat es vermutlich nicht leicht zwischen den Vollweibsbildern Morrigan Hel, Da Witch (Bass) und Neuzugang Samara ;) Apropos... jene Damen hatten auf der winzigen Bühne mal überhaupt keinen Platz, um sich zu entfalten. Enggeschnürt wie in ihren Korsetts versuchte man sich nicht in Gehege zu kommen, während Mr. Lee sich vorsehen musste, um nicht beim bangen die Eingangstür vor den Kopf zu bekommen. Ungefähr 50 Leute schauten sich das 6-Song-Set an, eher verhalten, denn enthusiastisch, aber das mag daran liegen, das NEMHAIN kaum bekannt sind und 3 stylische Weibsbilder nicht unbedingt für die Art von Party sprechen, die einem der Headliner offeriert. Da der Bewegungsfreiraum gleich Null war, blieb auch die Show recht statisch. So richtig rocken wollte das nicht. Dafür gab es mit Hate einen brandneuen Song, der hier wohl zum ersten Mal live gespielt wurde. Nach 25 Minuten war auch schon wieder Schluss und die Band verdrückte sich in den Backstageraum.
Setlist: Ashes, Ana, Heroin Child, Hate, Speed Queen, Die Die My Darling (Misfits Cover)

Draußen herrschte noch immer strahlender Sonnenschein bei fast sommerlichen Temperaturen. In dem kleinen Hof tummelten sich mittlerweile an die 150 Leute und ich fragte mich, wie die wohl alle in den Laden reinpassen sollen...

:. ELECTRIC EEL SHOCK ~ kasperten schon im Vorfeld durch die Gegend und hatten bereits beim Backline-Wechsel irre viel Spass, schnitten Grimassen und posten wie die Wilden ;) Die japanischen Wahlamerikaner stehen mit ihrem neuen Album Transworld Ultra Rock (1.10.2007) quasi in den Startlöchern und wollten uns heute Abend schon mal den Mund wässrig machen. Eingestiegen wurde doomig mit Ozzy’s Iron Man und seinem Riff, das es den Japanern wohl besonders angetan hat, denn es wurde im Verlaufe des Sets wiederholt eingebaut, nur schneller. Das Innocent war auf einmal rappelvoll und die meisten der Anwesenden wild am zappeln, ebenso wie die drei Protagonisten auf der Bühne, die als Trio deutlich mehr Platz hatten. Das Japaner grundsätzlich durchgeknallt sind und alles extremer gestalten, als der landläufige Ami oder Europäer hatte ich bereits bei der Terror Squad Show erwähnt. Das war hier natürlich nicht anders ;) Gitarist und Sänger Aki Morimoto biss das eine oder andere Mal in sein Arbeitsmittel, während sich Bassist Kazuto Maekawa in wilden Verrenkungen auf den Boxen rumtrieb (der Wohnzimmerclub hatte eine für Wohnzimmer typisch niedrige Decke ;)) Auch der Schlagwerker Tomoharu Ito turnte fleißig auf seinem Kit rum. Zwischendurch machte man Hengelo zu einer deutschen Stadt, was nicht besonders gut ankam, revanchierte sich aber mit Lobhudelein auf’s tolle Publikum und adoptierte selbiges im Vorbeirocken. Viel erzählt wurde nicht, da die Japaner kein besonders gutes Englisch sprechen, mussten sie auch nicht, die Show ist schließlich alles. EEL haben mächtig gerockt. Das hat Spass gemacht!

Da nun alle Anwesenden versuchten ins Wohnzimmer zu kommen, blieb ich gleich drin, um einen halbwegs passablen Platz an der Bühne zu haben. Nicht, das die drei Funzeln viel Laune auf’s Fotografieren machten... aber man kann es ja wenigstens versuchen... Versuchen... dabei sollte es auch bleiben...

:. MUNICIPAL WASTE ~ das Thrash/Hardcore/Punk Powerpack aus Richmond, Virgina hat mit seiner Crossover-Mischung a lá D.R.I., Nuclear Assault, Toxic oder Gangreen ja bereits mächtig Staub aufgewirbelt. Nein, man muss sogar sagen, die Jungs haben sich im Schnelldurchlauf einen Kultstatus erspielt, gerade mit dem neuen Album The Art Of Partying (8.6.2007 Earache), mit dem man nun durch die Lande zieht. Basser Land Phil wurde offensichtlich mal eben aus den 80igern rübergebeamt und lief mit Stretch-Jeans, Knöchelturnschuhen und Kutte auf, während Sänger Tony Foresta mit zwei überdimensionierten Biertrinktrichtern hantierte. Kurzer Check und dann – als hätte jemand einen Schalter umgelegt – flippten alle komplett aus. Aber mal so richtig. Kaum das Sweet Attack zu seinem Ende kam (und MUNICIPAL WASTE Songs sind bekanntlich kürzer als die Polizei erlaubt), war ich auch schon dreimal über die Bühne geflogen oder lag vor selbiger (immer wieder lieb aufgehoben) und hatte mir damit alle frei verfügbaren Körperflächen demoliert. Anderen ging es nicht besser aber zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Zu Terror Shark tauchte auch passend ein Kunststoff-Hai-Surfbrett auf, mit dem auch tatsächlich gesurft wurde! Auf den Köpfen der 150 Leute. Und der Typ hat sich glatt 5 Minuten drauf gehalten... Der Schweiß rann in Strömen und MUNICIPAL WASTE setzten dem noch eins drauf, riefen zum Circle Pit und später auch noch glatt zur Death Of Wall auf, was auch jeder brav befolgte ;) Ich hatte zu tun am Leben zu bleiben und meine Kamera zu schützen, was leidlich gelang (will heißen: Kamera ist heil geblieben, meine Wenigkeit allerdings nicht). Auch die beiden Trichter kamen zum Einsatz: Beer Pressure... der etwas kleinere für eine Lady und der Monstertrichter für einen Bub. Mit Kill The Prick gab’s ein kurzes aber deftiges Statement gegen George W. und Blood Drive wurde für einen Geschwindigkeitsrekord missbraucht und daher gleich 3 mal gespielt. Passt! Nach einer Stunde war der Spuk auch schon wieder vorbei und das Blut angetrocknet. Es gab einen Song als Zugabe dann war endgültig Schluss. Auf den Becken und in der Bassdrum stand der Schweiß zentimeter-hoch, rannen wahre Bäche die Wände hinunter und bildeten kleine Seen auf dem Boden und wirklich jeder war buchstäblich klitschnass.
Setlist: Intro/Sweet Attack, Headbanger Face Rip, Terror Shark, Thrashing Of The Christ/Thrashin’s My Business, Drunk As Shit/Waste ‘Em All, The Inebriator, Unleash The Bastards, Sadistic Magician, Kill The Prick, Blood Drive/Accelerated Vision, Beer Pressure, Mind Eraser // Bang Over

Fazit: Ein schweißtreibender und überraschender Abend. Mit diesen Andrang hatte wohl keiner gerechnet, sonst hätte man sicher das Konzert ins Metropool verlegt, was ja auch gleich um die Ecke ist. Krass, krank, herrlich. So muss das sein! ;) So, und nun muss ich meine Wunden pflegen... :P

Für Insider: Jawoll, in bin heil in Holland angekommen, gleichermaßen problemfrei ging es auch wieder zurück. Wie gesagt, diesmal gab es keinen Spielraum für Eskapaden, mein Auto hat es sich zu Herzen genommen. Aber danke für die wohlgemeinten Mails und SMS... ;)

 

story & pics © Dajana