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Fated Raison D'être European Tour

 
2007-10-18 DE – Krefeld - KuFa

Die Stil-Ikone Mana ist nicht nur ein Superstar der japanischen Visual Key Szene, er hat selbige seinerzeit mit seiner Band Malice Mizer entscheidend geprägt. Bei seinem neuen Soloprojekt MOI DIX MOIS wächst er geradezu über sich hinaus, fungiert als Multitalent: er ist Gitarrist, er komponiert die gesamte Musik, schreibt die Texte, entwirft die Kostüme und agiert als Produzent und allgemeiner künstlerischer Leiter. Bisher waren MOI DIX MOIS immer nur zu Single Events in Deutschland, nun, mit dem vierten Album Dixanadu im Gepäck, gehen MOI DIX MOIS zum ersten Mal auf ausgedehnte Europatour.

Im Vorfeld gab es allerdings schon die einen oder anderen Gerüchte. Von Tourabsage und sonstigen Widrigkeiten war die Rede. Tatsächlich wurden in Deutschland 3 der 5 Gigs abgesagt, angeblich wegen logistischer Probleme, eine nette Umschreibung für mangelnden Vorverkauf. Wie sowas dann ich echt bei einer japanischen Superband aussieht, durfte ich in der Krefelder KuFa erleben.
Die Tickets gab es für 32 Euro im VVK und 37 Euro an der Abendkasse. Das ist zwar happig, bei einer japanischen Band aber nicht wirklich überzogen, dennoch war die Kaufkraft lahm. Scheint, der Visual Key-Zug ist zumindest in Deutschland bereits wieder abgefahren...

MOI DIX MOIS waren die einzige Band des Abends und starteten dementsprechend spät, um genau zu sein, gegen 21 Uhr. Aber bevor es losging, fanden sich die Fans in der großen! KuFa Halle wieder, bei gut 150 Leuten (oder knapp 200 ;)) Das mitgebrachte Equipment, Bühnendeko und die PA war so übertrieben riesig, das man die Japaner nicht spontan in den kleinen Saal umverfrachten konnte. Zumal dieses wohl auch vehement abgelehnt worden wäre...
Dem Vernehmen nach erwiesen sich MOI DIX MOIS als absolute Zicken mit enormen Starallüren. Es wurde ein striktes und absolutes Fotoverbot ausgesprochen, für jedermann, bei Androhung eines Konzertabbruchs, sollte auch nur ein noch so kleiner Aperrat irgendwo auftauchen. Und so landeten am Eingang alle Kameras und Fotohandys in einem großen Behälter. Auch ich durfte meine Kamera unter strikter Aufsicht in die Garderobe verbannen. So ein Scheiß aber auch... *grmpf* Zugute halten muss man allerdings den Japanern, dass dies eine generelle Regel ist, die hierzulande nur nicht entsprechend weitergegeben wurde. Schade! Denn es hätte eine Menge zu fotografieren gegeben... Auch eine geplante Signing-Session wurde kurzerhand abgesagt, dafür waren der Merchandise-Preise ok und gingen die Waren weg wie warme Semmeln. Selbst die Konzertplakate wurden später draußen von den Wänden gerissen...
MOI DIX MOIS donnerten mit opulentem Sound los aber die erste Kreischwelle verhallte relativ lahm. Das änderte ich zusehends mit jedem weiteren Song und Ansage. Mana hielt sich dabei würdevoll zurück und überließ das Reden seinem Gitaristen K, sei es nun aus mangelnden Englisch-Kenntnissen oder der übertriebenen Superstar-Attitüde. Ich muss schon sagen, diese extreme Hochnäsigkeit und Arroganz hatte Stil ;) Ich hab allerdings keine Ahnung, was davon echt und was davon „einstudiert“ ist. Wenn man den Gerüchten glauben darf, muss das Quintett in dieser Hinsicht nix einstudieren... ;)
Auf der Bühne ging es derweil bombastisch zu. Die Kostüme waren natürlich erste Sahne, wieder in schwarz gehalten und wirklich nett anzuschauen. Erstaunlich, wie man in solch Roben mit der Gitarre schreddern kann ;) Die Bewegungen aller Beteiligten waren unglaublich präzise, geschmeidig, raubkatzengleich inszeniert und oftmals kitschig erhaben. Das Bühnenlicht war einfach perfekt, jeder Spot saß genau dort, wo er hingehörte, die Lichterflut folgte exakt der Musik und ihren Spannungsbögen und kreierte so eine außergewöhnliche Stimmung. Ich sag’s ja... rein fotografisch wäre dieses Konzert ein absoluter Leckerbissen gewesen.
Musikalisch bewegten sich MOI DIX MOIS zwischen brachial-metallischer Härte und wüsten kalten Industrial. Dazwischen gab es aber immer wieder diese typisch japanischen Pop-Kitsch-Refrains und symphonischen Bombast, der allerdings vom Band kam. Man stelle sich wüstgespieltes Slayer-Riffing vor und dann einsetzendes kitschiges Popgeträller im Refrain... *lol* unglaublich...

Während K, Saiten-Kumpeline...ähm... Kumpel im Mittelalterkleid Seth (wirklich heiß anzuschauen *g*) und natürlich Mana das Frontbild bestimmten, blieb die Bassistin Sugiya in der Ecke stehen. Ok, die Schlagzeugerin Hayato ist ja eh ortsgebunden. Die Band verfügt im Übrigen über speziell angefertigte Instrumente, die natürlich fantastisch ins Gesamtbild passten, aber mit ihren leuchtenden Kreuzen auf der Gitarre eben wieder diesen unglaublichen Kitsch hervorriefen.
Beim bangen standen MOI DIX MOIS Metallern keineswegs nach und auch das Fußvolk wusste den Nacken heftig zu malträtieren. Alle Achtung!
Während sich so um die 80 Kids permanent die Seele aus dem Laib kreischten und die Pommesgabel überstrapazierten, schlich ein japanischer Fotograf und ein japanischer Kameramann durch’s Volk, immer schön mit einer gehörigen Distanz zu Publikum, Band und Bühne. Keine Ahnung, wie man auf diese Weise mal so richtig die Stimmung einfangen will.
Wie auch immer, nach 70 Minuten war auch schon wieder Schluss, die MOI DIX MOIS aber nach entsprechender Kreischvorlage durchaus gewillt, noch 3 Songs als Zugabe draufzupacken, um ne 90 Minuten-Show vollzukriegen.
Insgesamt gab es natürlich mehrheitlich Songs vom aktuellen Album Dixanadu, wie zum Beispiel Last Temptation, Immortal Madness, Metaphysical, Neo Pessimist oder Xanadu, aber auch Dispel Bound mit seiner speziellen Mitmachperformance, quasi das YMCA-Gehopse auf evil japanisch. Natürlich gab’s aber auch die Smashhits Vain und Deus Ex Machina vom Beyond The Gate Album in der Zugabe ;)
Optisch wie soundtechnisch eine geniale Show, musikalisch dürfen die Japaner gerne den Kitsch weglassen und bei brachialem Metal bzw. wüstem Industrial bleiben ;)

 

story ©  Dajana