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2011-02-10 DE – Essen - Turock

FATES WARNING, die Mitbegründer des progressiven Metals, irgendwie immer unterbewertet und längst nicht so erfolgreich, wie sie es verdient hätten. Außerdem lassen sie sich so verdammt selten in unseren Breitengraden sehen. Schon vor ca. 20 Jahren standen wir (Dajana, Psycho und Bert) einmal vor verschlossener Halle, als die damalige Tour mit Sanctuary ausfiel. 2007 gab es eine Tour, davor war die letzte jene mit Dream Theater. Das war 1995. Unsereiner hatte das Vergnügen 2006 auf dem Rock Hard Festival. Und nun, klammheimlich, geben sich FATES WARNING unverhofft und nur für 4 Tage in Deutschland und Holland die Ehre. Eine einzige Show in Deutschland, in Essen, in unserem zweiten Zuhause, dem Turock… Keine Frage: Pflichttermin ;)

:: Fotos ::

Und da sich alles so schön anließ, war auch noch Zeit, um sich vorneweg zu treffen, alte NH Crew-Mitglieder, und ganz neue, auf ein Bier, leckeres Essen und viel Gequatsche ;)

Genauso mysteriös wie diese ganze Tour war auch die Vorband, die - aus welchen Gründen auch immer - bis zum Erreichen des Turocks geheim blieb. Bei :: SUN CAGED :: handelt es sich um eine ProgMetal Band aus Holland, die dem Vernehmen nach mit ihrem selbstbetitelten Debüt im Jahre 2003 für einigen Wirbel sorgte. Mir waren sie bis dato unbekannt. Tatsächlich sind SUN CAGED gerade dabei, ihr drittes Album mit dem Arbeitstitel The Lotus Effect abzumischen, welches im Frühling veröffentlicht werden soll. An diesem Abend wurde mindestens ein brandneuer Song, nämlich Tip-Toe The Fault Line gespielt, der Rest dürfte vom bereits erwähnten Debüt und dem 2007er Album Artemesia stammen. Musikalisch fanden zumindest Terry und ich SUN CAGED ungemein spannend: es gab wirklich schöne Melodieführungen, erinnerte des öfteren an das Dream Theater Debüt, vielleicht ein bisschen kantiger. Nur der Gesang von Paul Adrian Villareal hätte etwas kräftiger und voluminöser ausfallen können. Hört man sich die Tracks hernach z.B. auf Myspace an, klingt das dort schon ganz anders. Sympathische Truppe, tolle Musik!
[Bert] Nun ja, so ganz kann ich die Begeisterung für SUN CAGED nicht teilen. Die vielen guten Ansätze und der teilweise großartige Aufbau von Stimmungen wurden regelmäßig - lange vor der Ziellinie - Mithilfe von überflüssigen Parts, vollkommen unpassendem Brat-Gitarren, Stakkato-Geschrubbe oder dem Wunsch dem ganzen komplexen Wirrwarr noch eine Note mehr hinzuzufügen, in staubige Elementarteilchen vaporisiert. Ganz dem Ideal der inzwischen in zu kopfbetonten Sphären schwebenden „wir hauen mal so richtig auf die Kacke, wie toll wir unsere Instrumente beherrschen“. Schon YES und Genesis wussten, dass der Song im Vordergrund stehen sollte. Wie gesagt, gute Ansätze, aber selbst im Prog-Bereich ist weniger manchmal mehr.

Der Umbau danach dauerte ein bisschen länger, während bereits Gerüchte rumgingen, das Ray Alder reichliche Probleme mit seiner Stimme hätte. Das Turock ist mittlerweile zum Bersten gefüllt und mit ca. 400 Leuten fast ausverkauft. Ich hätte ehrlich gesagt nicht mit solch einem Ansturm gerechnet.
Dann ist es soweit. Unter tosenden Beifall entern :: FATES WARNING :: die vergrößerte Bühne und legen klassisch mit One los. Ja, Ray Alder (dessen Haare übrigens wieder lang sind) hat sich ganz offensichtlich nen deutschen Wintervirus eingefangen und hatte sichtbar Halsschmerzen. Seine Stimme war ein bisschen rauher, hatte aber auf den Gesang kaum Auswirkungen. Hat ihn aber auch nicht daran gehindert, in jeder freien Sekunde am Glimmstengel zu ziehen ;) Egal, FATES WARNING präsentierten anderthalb Stunden lang eine fantastische Show quer durch die Historie bis zurück zum 88iger Album No Exit. Gut, die Setlist war jetzt nicht so überraschend, zumal es ja seit dem 2004er Album FWX nix neues mehr gibt. Wieso eigentlich nicht??? Zudem wurde leider (wie erwartet) die John Arch-Ära komplett außen vor gelassen. Hier hätte sich der eine oder andere sicherlich eine Überraschung gewünscht… Joey Vera hüpfte gewohnt quietschvergnügt auf der Bühne rum und versuchte seine Bandkollegen aufzumuntern, während selbige, nämlich Jim Matheos und Frank Aresti, wohl noch den Jetlag in den Knochen hatten. Live-Drummer Bobby Jarzombek hingegen musste sich mächtig auf seine Arbeit konzentrieren und schaute entsprechend verbissen drein. Ich schätze mal, dass FATES WARNING vor dieser Mini-Tour nicht wirklich viel geprobt haben, wenn überhaupt. Aber diese grandiosen Musiker verstanden es natürlich trotzdem, eine absolut geile Performance hinzulegen und einen mit der inständigen Hoffnung zurück zu lassen, dass man sie wieder häufiger zu Gesichte bekommt und/oder gar mal ein neues Album in Angriff genommen wird.
[Bert] Dem habe ich nichts hinzuzufügen... ein beseelt begeisternder Auftritt mit spielfreudigen Musikern. Und wer ist die coolste Sau auf dem Platz? Klar, Joey Vera, auch ohne Armored Saint Bonus, sympathischer geht’s nicht! Wie auch immer die Jungs können gerne schnellstens wiederkommen, beim nächsten Gig bin ich wieder dabei.
Setlist: One, Life In Still Water, Another Perfect Day, A Pleasant Shade Of Gray III, Pieces Of Me, Heal Me, The Eleventh Hour, Point Of View, Island In The Stream, A Pleasant Shade Of Gray IV, Through Different Eyes, Quietus, Monument // Still Remains

 

story © Dajana & Terry & BRT • pics © Dajana