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2008-03-18 DE – Bielefeld - Ringlokschuppen

Während ihres Studiums der Musiktechnologie an der Staffordshire University trafen sich im Herbst 2003 die Herren Tom Smith, Chris Urbanowiecz, Russel Leech und Ed Lay und gründeten die Band Snowfield, welche in England eine Promo-Single veröffentlichte. Liveauftritte und in Foren hinterlegte Downloads ließen Snowfield in England zu einer populären „Unsigned“-Band werden. Nachdem das Quartett dann einen Plattenvertrag bei Kitchenware Records unterschrieben hatte, beschloss man, dass dies der richtige Zeitpunkt für einen Schnitt sei und Snowfield benannte sich um: THE EDITORS waren somit geboren.

Der Rest ist Geschichte: Im Januar 2005 wurde die Debütsingle Bullets in einer 500er Auflage veröffentlicht, welche schon am Tag der Veröffentlichung ausverkauft wurde. Im Juli 2005 folgte dann mit The Back Room das Longplayer-Debüt und spätestens ab diesem Album gab es für die EDITORS keinerlei Halten mehr. Durch ihren zweiten Longplayer An End Has A Start manifestierte das Quartett dann seinen Ruf als Songschreiber und stellte seine Fähigkeiten zum Schreiben von Hymnen erneut unter Beweis. Aber nicht nur mit ihren Tonträgern konnten die :: EDITORS :: überzeugen: Gerade die Liveauftritte der Band gehören zu meinen bisherigen absoluten Konzerthöhepunkten. Ich habe selten eine Band erlebt, welche ihre Songs in einer solchen Intensität präsentieren kann. Konnte man bei der Band bei ihrem ersten von mir gesehen Liveauftritt im Gebäude 9 in Köln (Oktober 2005, vor knapp 100 Leuten) noch eine gewisse Nervosität bemerken (Tom Smith wirkte auf der Bühne oft wie Ian Curtis kurz vor dem finalen epileptischen Anfall), so sind die EDITORS 2008 zu einer perfekten Liveband gereift, welche die ca. 1.500 Zuschauer im Ringlokschuppen ohne Probleme in ihren Bann ziehen konnte.

:: Fotos ::

Punkt 20.30 Uhr wurde es zum ersten Mal dunkel und die Vorband des Abends (Möbius Band) betrat die Bühne. Die Möbius Band aus New York, genauer Brooklyn, war mir bisher kein Begriff und wird ein solcher bei mir wohl auch nicht werden. Irgendwo zwischen Radiohead und Console veranlagt, frickelte sich das Trio durch den Auftritt und erst bei der Ankündigung des letzten Songs erwachte mein Interesse wieder etwas. Um 21 Uhr war dann Schluss und die Möbius Band musste die Bühne verlassen. Waren die bisher von mir gesehenen Vorgruppen der EDITORS bisher durch die Bank wirklich sehenswert (z.B. Asobi Seksu, oder auch The Brakes), so war die Möbius Band die bisher schwächste EDITORS-Vorband).

Gegen 21.30 Uhr gingen dann die Lichter wieder aus und unter lautem – nahezu frenetischem Jubel des Publikums – betrat das Quartett (bei sichtlich guter Laune) die Bühne... Der Abend konnte also beginnen. Und es wurde erst mal ein ruhiger Start, da als erster Song Camera vom ersten Album gespielt wurde. Sehr intensiv, sehr gefühlvoll... ein perfekter Start in das Konzert.

Weiter ging es dann mit dem Titeltrack des aktuellen Albums An End Has A Start. Es wurde also schneller und das Publikum goutierte es; die Stimmung war sofort da und von nun an war Tanzen angesagt. Von der ersten Reihe (in der wir standen) bis zur letzten gab es von nun an nur noch frenetischen Applaus. Weiter ging es im schnellen Tempo mit Blood und Bullets aus der ersten Platte; ehe es mit The Weight Of The World wieder etwas ruhiger wurde. Aber auch bei den ruhigeren Songs konnten die EDITORS überzeugen, dies wurde gerade bei Escape The Nest sehr offensichtlich.

Mit Lights wurde dann wieder der Gang angezogen und es zeigte sich immer mehr, dass die alten Songs und die neuen Songs gleichwertig nebeneinander bestehen können. Wahrlich für eine noch so junge Band mehr als nur ein Qualitätszeichen das auf evtl. noch Größeres in der Zukunft hoffen lässt. Nach When Anger Shows und Spiders stand der Cure-Klassiker Lullaby (B-Seite der aktuellen Single Push Your Hands Towards The Air) auf der Setlist. Bin ich bei Coverversionen gewöhnlich immer sehr skeptisch, so sind die EDITORS aber eine Band, die selbst genrefremden Songs ihren Stempel aufdrücken können (man denke hier nur an die absolut göttliche Version von Acceptable In The Eighties von Calvin Harris im EDITORS-Gewand oder an die EDITORS-Version von Road To Nowhere). Der Song passte einfach perfekt in die Setlist und wenn man es nicht wüsste, so könnte Lullaby glatt als EDITORS-Original durchgehen.

Nach der einzigen Cover-Version im Set ging es dann Schlag auf Schlag mit den Hits: All Sparks, Munich und schließlich Push Your Hands Towards The Air weiter. Bei letzterem Song gab es sogar eine Veränderung im Bandgefüge: Lediglich Russel Leech und Tom Smith verblieben auf der Bühne (wobei Russel Leech vom Bass ans Klavier wechselte) und lieferten eine Version von Push Your Hands Towards The Air bei der einem die Luft wegblieb. Es folgten noch Bones und Fingers In The Factory und dann verließen die EDITORS für kurze Zeit die Bühne.

Nur um kurze Zeit später die Zugabe mit The Racing Rats zu beginnen. Bei diesem Song fand sich Tom Smith am Klavier wieder und Chris Urbanowicz meisterte – wie üblich – die alleine Gitarrenarbeit... wieder ein Song mit Gänsehaut-Feeling. Das sich langsam immer weiter steigernde You Are Fading schloss sich an und die Stimmung war kaum mehr zu halten (was sich auch auf den Gesichtern der Band widerspiegelte, die freudig strahlten). Zum Abschluss dann noch Smokers Outside The Hospital Doors und nach genau 90 Minuten war das Sounderlebnis beendet.

Während des Sets merkte man der Band die Spiellaune nur so an: Interaktion mit dem Publikum, Gespräche und ab und an ein zufriedenes Nicken der Band untereinander. Nach dem letzten Song klatschten sich Chris Urbanowiecz und Russel Leech beim Verlassen der Bühne noch ab. Waren die EDITORS vor knapp zwei Jahren noch eine junge, relativ schüchterne Band, so haben sie über die Monate an Selbstsicherheit gewonnen und können nun noch mehr überzeugen. Wahrlich, der Rohdiamant ist mittlerweile geschliffen. Vom Sound über die Lichteffekte bis zur Interaktion der Band untereinander, mittlerweile stimmt alles, ohne das dies aufgesetzt wirkt.

Die EDITORS haben es inzwischen geschafft sich in der ersten Liga der Alternativebands zu etablieren und sie konnten sich sogar mittlerweile von Interpol, Bloc Party und Franz Ferdinand absetzen.

Setlist: Camera, An End Has A Start, Blood, Bullets, The Weight Of The World, Escape The Nest, Lights, When Anger Shows, Spiders, Lullaby, All Sparks, Munich, Push Your Head Towards The Air, Bones, Fingers In The Factories // The Racings Rats, You Are Fading, Smokers Outside The Hospital Doors

 

story © Dennis Flohr • pics © Daniela Vorndran