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2002-07-26-27 CZ Volynì
 

Das "Open Hell" mag vielleicht nicht jedem ein Begriff sein, da es doch ein eher kleineres Festival ist, aus dem Grund hoffe ich hiermit den einen oder anderen dafür begeistern zu können im nächsten Jahr dieses kleine, aber feine Festival zu besuchen. Auch wenn das Line Up sicherlich nicht durch bekannte Szenegrößen besticht, findet man trotzdem die eine oder andere gute Band wieder und besonders die tschechischen Kultbands sind sehenswert. Da auch die Bierpreise sehr moderat waren (rund 50 Cent für 0,5l), konnte die Verfasserin nicht alle Bands voll und ganz miterleben - als gestandener Metaller sollte man dem jedoch Verständnis schenken.

So waren SABATHORY die erste Band, die ich am Freitag erleben durfte. Die Beschreibung "brutaler Deathmetal" wirkte zwar eher abschreckend, jedoch verstanden die Tschechen ihr Fach und spielten ihr Set mit einem Elan, der vielen Death Bands heutzutage fehlt.

Über LOCOMOTIVE brauche ich wohl kaum etwas schreiben, denn wer mich kennt, weiß wie sehr ich Hardcore "liebe" und wie sinnlos es ist, Worte darüber zu verlieren - deswegen lasse ich es.

OBTEST aus Litauen waren die erste Band, die mich bereits im Vorfeld interessierten und sie sollten meinen Eindruck durch ihre Performance bestätigen - reiner Pagan Metal, der weder durch kitschige Keyboards, noch durch sinnlose Blastbeats gestört wird, dargebracht von Musikern gehüllt in Kettenhemden und heidnischen Trachten, um somit das Gesamtbild noch zu verbessern. Übrigens fiel mir hierbei der erste der wahnsinnigen Tschechen auf - ein etwas älterer Mann, der mit Schnürsandalen ein Tänzchen brachte ... und dass die Tschechen einen immer wieder mit seltsamen Aktionen überraschen konnten, sollten wir im Laufe des Festivals noch merken. Aber abgesehen davon konnten mich OBTEST überzeugen, ein Tipp für alle Leute, die dem Pagan Metal verfallen sind.

Mit AVERSE SEFIRA sollte nun die erste Black Metal Band am Start stehen, doch konnten mich die Amerikaner wenig begeistern - zu sehr war die Musik auf das Schlagzeug ausgerichtet, das permanente Highspeedattacken ablieferte, zu wenig war die Atmosphäre mit ins Spiel genommen worden. Auch wenn der Großteil der Menge die Amis abfeierte, ich bevorzugte es dann doch noch das eine oder andere Bierchen zu trinken und mit Jörg von Folter Records zu reden, weswegen ich dann auch die folgenden Bands DIABOLICAL und HYPNOS verpasste (was mir eigentlich auch ziemlich egal war).

So sah ich mir IN AETERNUM dann in einem sehr angeschlagenen Zustand an, weswegen ich mich auch nicht mehr so ganz erinnern kann - obwohl ich eines noch weiß: geil war's! (Obwohl ich auch nicht mehr ganz nachvollziehen kann, ob das an meinem Alkoholpegel oder an der Band selber gelegen hat)

AVENGER konnten uns ja bereits in Wien begeistern, so war es sowieso klar, dass hiermit ein gefundener Abschluss gefunden wurde, meine Bewunderung geht hierbei wiedermal an Drummer Honza, der sich trotz des Stresses als Organisator des Festivals um 1 Uhr hinters Schlagzeug setzte, und eben auch den Großteil der Songs selber sang. Nach der Zugabe, wiedermal Hypocrisys Roswell 47 ertönten zwar noch minutenlange "Avenger, Avenger!" - Schreie, die jedoch unerhört blieben. So stürzte sich der eine Teil der Meute in ihre Zelte, während wir uns in unser Auto verkrochen, um auch für den nächsten Tag fit zu sein.

Samstag: 27.07.2002

Während unsere Kollegen am Zeltplatz bereits um 8 Uhr von brüllenden Tschechen aus dem Schlaf gerissen wurden, schafften wir es wirklich bis um 10.30 zu schlafen - und das auf einem Festival! So suchten wir nach einem Ort um Essen zu beschaffen, verließen aber frühzeitig ein Restaurant, da der Kellner mehr als unfreundlich war (aber wir waren ja im Vorfeld bereits gewarnt worden, dass die Leute in Volyne keine Metaller mögen..). Somit verpassten wir aber die ersten beiden Bands und kamen rechtzeitig zu COLP, einer Hardcoreband (...).

Eine Besonderheit waren sicherlich die Tschechen SUNGATE, denn sie verzichteten gänzlich auf Vocals und spielten ein reines Instrumentalset. So gingen die Melodien von Summoning - artigen "Herr der Ringe" - Vertonungen bis hin zu Schlachtsongs im Stile von Bal Sagoth. Eine sehr angenehme Darbietung, die zum Entspannen und Erholen einlud, einzig das Keyboard störte ein wenig, nicht als Instrument als solches, allerdings war es manchmal so mies eingestellt, dass die Passagen an Crematory erinnern ließen, eine der Bands, die ich nicht mal eine Minute lang anhören kann. Trotzdem eine angenehme Abwechslung und eine willkommene Pause.

INGROWNING drehten dann das Temporad um 180°, indem sie mit ihrem derben Grindcore die Menge fesselten. Allerdings war ich zur Mittagszeit nicht wirklich in der Stimmung dafür, weswegen ich wiedermal einige kühle Blonde in meinem Magen verschwinden ließ.

Als Österreicherin hätte ich zwar DARKFALL unterstützen sollen, da sie die einzige österreichische Band war, die auf dem Festival gespielt hat, jedoch interessiert mich der Stil - gespielt wird melodischer Death/Thrash, der mich doch sehr an In Flames erinnert - kein wenig, weswegen ich mir das Geschehen auch nur von weitem ansah. Allerdings zeigten sich da andere Landsmannen um eine Spur patriotischer, als Österreichfahnen geschwungen wurden, bzw. DARKFALL selber auf der Bühne eine Österreichfahne hängen hatten. Nichts besonderes in meinen Ohren - und da ich kein Patriot bin kann ich das ganz objektiv sagen!

WITCHBURNER waren im Programmheft als "die zweiten Sodom" angekündigt und so boten sie auch sehr soliden Thrash Metal der alten Schule, ein Musikstil der mich zwar meistens nicht wirklich begeistern kann, jedoch war die Stimmung bei den Deutschen einfach mitreißend. Obwohl ich das permanente "United We Stand, Together We Fall!" bzw. "It's time to execute them all!" in den Pausen eher peinlich fand (ja ich weiß, ich versteh das alles nicht) waren WITCHBURNER sicherlich eine Klasse für sich und dürften so manchem altem Thrash Fan einen Freudentag beschert haben.

MAY RESULT hatte ich bisher einmal gehört, doch was die Serben auf der Bühne ablieferten übertraf meine schlimmsten Befürchtungen - die Keyboards klangen kitschiger als auf den neuen Dimmu Borgir Scheiben und der Sänger versuchte Shagrath wo es nur geht zu imitieren.... ein guter Grund sich noch ein paar Bierchen zu gönnen.

Da ich Geigen doch sehr gern habe, war ich schon auf die Tschechen SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY gespannt, von denen ich sogar zwei CDs besitze. Allerdings zeigte sich die Band auf der Bühne um eine Spur fröhlicher, was zwar nicht schlecht war, aber ich mag die melancholischen Songs doch lieber. Mit dabei war auch noch ein Cello, das die Geige gekonnt unterstützte, so wirkte alles eher Folk- als Doomlastig und riss das Publikum in einen wahren Bann, denn dieses kreischte auch noch Minuten nach dem Auftritt "Silent, Silent, Silent!"

AGE OF STORM wurden als Doom Death der alten Schule angepriesen, weswegen sie natürlich ein Muss für mich waren und sie boten genau das, was man von ihnen erhofft hatte - mit schweren Melodien sank der Atem dann auf eine niedrigere Frequenz und der Tag wirkte nicht mehr ganz so hell. Schade, dass es nicht mehr viele Bands in dieser Gangart gibt.

Danach kam der Schock des Abends: DESASTER werden nicht spielen, da sie nicht über die Grenze kamen. Sehr ärgerlich, da ich mich nach dem genialen Konzert in Wien doch schon sehr auf ein Wiedersehen gefreut habe, bleibt nur zu hoffen, dass dieses doch noch in nächster Zeit stattfinden wird.

DEBUSTROL waren als legendäre Thrash Metal Band angeschrieben, jedoch ereilte sie wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie Slayer - ihre neuen Sachen waren eigentlich nur mehr dem New Metal/Hardcore zuzuordnen. Lediglich ihr letzter Song zeigte noch ein wenig ihre Wurzeln, die nun absolut verloren waren...

Eigentlich könnte jetzt ein hirnrissiger Übergang folgen von wegen Wurzeln und ROOT usw., aber den lass ich nun bleiben und berichte gleich über die Show der legendären Tschechen, und diese war eigentlich fast dieselbe wie am "Under The Black Sun", bis auf dass das Set sicherlich um das Doppelte gewachsen war und somit einige alte Black Metal Klassiker gespielt wurden, die in Berlin ausgelassen wurden.

CENTINEX habe ich zwar gesehen, aber kann mich nicht mehr erinnern - schon ein Hund der Alkohol.

Mit DARK STORM war die Band neben DESASTER dran, auf die ich mich am meisten gefreut habe, hatten sie doch den Wien Gig zu einer unvergesslichen Sache gemacht. So freute es uns umso mehr, als Sänger Devilish einen Song seinen "friends from Austria" widmete und mit dem Deathcrush Cover, bei dem Devilish von Watain-Sänger Erik begleitet wurde, endete das Open Hell 2002 mit einem wahren Highlight.

Ein wirklich empfehlenswertes Festival, da es neben der Bands eben auch extrem preiswert ist und außerdem wirklich freundschaftlich und in kleinen Kreisen abgehalten wird, was ich sehr begrüße. Ich werde nächstes Jahr sicherlich wieder Richtung Volyne pendeln (es sei denn, OH2003 wird auch wirklich dort stattfinden) und würde jedem von euch raten dasselbe zu tun! Danke an Honza (AVENGER/DARK STORM) für dieses geniale Festival, an Devilish für seine nette Widmung, an Azaroth fürs Bodyguarden durch die verrückten Tschechen und an Jörg von Folter Recs. für das Bier und das Versprechen, dass es nächstes Jahr wieder ein UTBS geben wird.

 
story © Dunja