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NORTHERN STORM 2

Seraph - Sanguis - Avathar - Final Aphorism

 
2002-12-20 AT Wien - Planet Music
 

Eigentlich war ich ja sehr verwundert darüber, dass Thoran von AVATHAR mich zu diesem Event eingeladen hat, nachdem ich ja in der Vergangenheit nicht gerade die besten Worte über seine Band verloren habe - aber anscheinend scheint es doch noch Leute zu geben, die mit negativer Kritik umgehen können und nicht gleich auf die Bösartigkeit des Reviewers schließen. So machten wir uns also auf den Weg ins Planet Music, dass überraschenderweise doch ziemlich gefüllt war - allerdings bestand das Publikum zu 40% aus Verwandten und Angehörigen der ersten beiden Bands, was eine sehr ungewöhnliche, seltsame Kulisse schaffte.

FINAL APHORISM waren mir bislang gänzlich unbekannt, allerdings wusste ich auch, dass mir ihr Stil nicht besonders zusagen würde und ich sollte Recht behalten. Technisch hatte diese junge Band allerdings ziemlich viel zu bieten, so konnten sowohl der Gitarrist als auch der Drummer auf ihren Instrumenten überzeugen. Mir persönlich war die Musik - eine Art melodischer Death Metal mit Einflüssen diverser anderer Stile - dann doch viel zu fröhlich und freundlich, weswegen ich auch nicht allzu lange geblieben bin. Leuten, die Musik dieser Gangart mögen, sollten FINAL APHORISM jedoch empfohlen werden.

Als nächste spielten meine "Lieblinge" von AVATHAR, an denen ich ja immer das doch sehr penetrante, nervige Keyboard kritisiert hatte. Doch was war passiert, hatte sich die Band meine Kritik wirklich zu Herzen genommen? Obwohl das Keyboard meiner Meinung nach doch noch immer zu viel im Vordergrund steht (was wohl Geschmackssache ist), wurde es hier deutlich zurückgeschraubt, ein Song gar ganz ohne gespielt, was um einiges besser klang. Wirklich mitreißen konnte mich das Gebotene aber trotzdem nicht, da der Stil einfach ganz und gar nicht meiner ist, aber eine Besserung war allemal zu sehen.

IMPURITY mussten aus Bandinternen Gründen leider ihren Gig absagen, was mich ziemlich geärgert hat, da ich die Band gerne mit ihrem neuen Stil gesehen hätte. Doch wurde mit den Steirern SANGUIS ein guter Ersatz gefunden, auch wenn ich bald nicht mehr zählen kann, wie oft ich die Burschen schon gesehen habe. Die Show war zwar nicht ganz so gut wie gewohnt, so wirkten die Fünf etwas müde und antriebslos - aber trotzdem waren sie für mich die Beste Band des Abends. Wie schon in Graz wurde hier das Set mit einem IMMORTAL Cover vervollständigt - leider war mittlerweile der bereits erwähnte Anhang der ersten beiden Bands verschwunden, weswegen nur mehr an die 50 Leute anwesend waren, die aber durchwegs begeistert schienen. SANGUIS Fans müssen sich übrigens wieder gedulden, ihre Helden live zu sehen, denn dies sollte der letzte Gig für eine geraume Zeit, zumindest im Wiener Raum, gewesen sein.

Über die Headliner SERAPH etwas zu schreiben fällt mir gar nicht so leicht, da ich nicht genau weiß wo ich beginnen soll. Einerseits fand ich die zwei mp3 von neueren Stücken gar nicht so übel, andererseits haben mich besonders das kindische Benehmen und die Aussagen des Schlagzeuger Deanor etwas negativ eingestimmt. So fand ich es dann auch etwas lächerlich, dass "Ich-will-kein-Metaller-Sein" und "Ich-mag-keine-Leute-die-sich-so-hoat-vorkommen" Deanor schlussendlich mit 2 Patronengurten und einem seltsamen Umhang gespielt hat - wenn das nicht pseudohart ist, was dann? Aber wollen wir uns dem Auftritt widmen: der neue Bassist Warott poste was das Zeug hielt, passte aber mit seinem Nachtschicht-Styling (kurze, gegelte Haare, Hemd in der Hose) nicht ganz ins Bild. Dargebracht wurden hauptsächlich Songs des neuen Albums Planet Satan, dass es bislang nur in einer Promo Edition zu kaufen gibt (wobei ich mich frage, seit wann man Promos verkauft…), die ich eigentlich gar nicht so schlecht finde, allerdings war die Umsetzung ziemlich holprig und auch optisch wirkten die Vier etwas unkoordiniert auf der großen Bühne. Ziemlich unnötig war auf jeden Fall das Drumsolo, da es sogar im Underground Drummer gibt, die mehr draufhaben und es nicht nötig haben dies so zur Schau zu stellen. Meiner Ansicht nach sind Drumsoli lediglich bei wirklich guten Drummern sehenswert und der Meinung war anscheinend auch der Rest des Publikums, das von Song zu Song weniger wurde. Die zwei Mayhem Coverversionen von Freezing Moon und Deathcrush wurden schließlich vor knapp 20 Leuten gespielt, wobei ich mich frage ob es denn auch Absicht war die Songs so zu verändern. Warum SERAPH noch immer darauf hoffen mit ihrem Album ein Label zu finden und es deswegen nicht veröffentlichen, verstehe ich sowieso nicht ganz - da gibt es in Österreich einige andere Bands, die das eher verdient hätten.

Mein Gesamtresümee fällt daher nicht wirklich überragend aus, nachdem mir eigentlich nur SANGUIS gut gefallen haben, die ich allerdings schon einige Male besser spielen gesehen habe. Dieser Abend war wohl auch eher für Leute mit anderem Musikgeschmack gedacht - allerdings sollte beim nächsten Northern Storm ein würdigerer Headliner gewählt werden.

 
story © Dunja