2009-07-17-18 DE – Neukirchen-Vluyn - Dong
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Rage - Dornenreich - The Very End - Cast In Silence - Ravage - Elexorien - Clanrock - Splatter And Gore Department - In December - Interrobäng

Nachdem wir durch furchtbar schlechtes Wetter die gute halbe Stunde zum Dong-Berg gefahren waren und uns dann todesmutig die entsetzliche Treppe hochgequält hatten, konnte das DOA 2009 (leider erst mit der dritten Band) auch für uns beginnen.

:: Fotos ::

:: THE SPLATTER AND GORE DEPARTMENT :: war daher sozusagen die „erste“ Band des Tages, und mir bisher absolut kein Begriff. Einige Fans schienen die Jungs jedenfalls schon mal mitgebracht zu haben, denn es rannten einige Jünglinge mit „Penispanzer Division - THE SPLATTER AND GORE DEPARTMENT“ beschrifteten T-Shirts auf dem Gelände herum. Exakt so pubertär ging es dann auch auf der Bühne weiter. Die Band hatte zur Feier des DOA-Auftritts laut Ankündigung erstmals einen „Live-Griller“ namens Lemmy mit dabei, der sich als mit einer Bikini-Schürze angetanes milchbärtiges Bübchen herausstellte, welches auf der Bühne mittels eines kleinen Elektrogrills das von einem im Hintergrund agierenden Fleischhauer (passt hier irgendwie besser als Metzger :D ) zerlegte Grillgut zubereitete. Wenn er das nicht tat, fuchtelte er ebenso wie der Sänger mit künstlichen Gliedmaßen oder Plastikwaffen herum. Während sich die Instrumentalfraktion mehr oder weniger zurückhaltend auf die Musik konzentrierte, waren die beiden Faxenmacher auch für die vornehmlich im Fleisch- und Genitalbereich angesiedelten Ansagen zuständig. Zwischendurch wurde sich dann noch als Papst verkleidet, als hätte der übrige Humbug noch nicht gereicht. Bei dem ganzen Gedöne vergisst man fast zu erwähnen, dass die Musik, lässt man die offenbar bereits in der Grundschule verfassten Texte außen vor, durchaus ansprechend und abwechslungsreich war. Den Fans jedenfalls war es egal, denn der Pegel war wohl schon hoch genug, um auf Aufforderung entmenscht „Fleisch! Fleisch! Fleisch!“ zu grölen und sich lautstark über Ansagen zu Songs über das Genital der Schwester des Sängers zu freuen. Vermutlich werde ich einfach allmählich zu alt für derart primitiven Humor, kann allerdings auch sein, dass das schon kurz nach der Grundschule soweit war *g*
P.S.: Die Fleischreste wurden übrigens heftigst saufend Backstage weiter gegrillt …
Setlist: Fatal Fistfuck, Butchers Son, Eat Meat, Hells Pass Hospital, True Alpha Males, Lose Limbs, Brutal Wife, I’m Your God, Grafenwalder, And I’m Also Satan // Armageddon Foot Fuck

:: CLANROCK :: konnten nach der Kindergarten-Comedy zuvor eigentlich nicht viel falsch machen, sollte man meinen. Musikalisch waren die Luxemburger auch gar nicht so schlecht, vor allem während der ersten beiden Stücke. Leider stellte sich dann heraus, dass der Gesang zwar bei den beiden zünftigen Saufliedern zu Beginn passte, aber auch danach wirkte Sänger Mario so, als hätte er sich erst komplett vollaufen lassen und danach alles was er sonst noch in die Finger bekommen konnte, hinterher geworfen. Mit Dauergrinsen hampelte und stakste er über die Bühne, sang und deklamierte auch leidenschaftlich, nur leider ohne wesentlich mehr als den einen oder anderen Zufallstreffer zu landen, was die korrekten Töne angeht. Die gute Leistung vor allem des Dudelsackspielers ging dabei und auch im generell irgendwie unglücklichen Sound ziemlich unter. Immerhin konnte der Frontmann gegen Ende des Auftritts noch ein visuelles Highlight des Festivals setzen, als er sich eine kaum mehr als er selbst grinsende, liebevoll gestaltete Totenkopfmaske überstülpte.
Setlist: Foggy Dew, Star Of The County Down, 3 Gefuerdechten, Der Rivale, Wall Of Fears, Guns'n Drums, Draco Magnus, Essegkrou // Against The Law

:: ELEXORIEN :: endlich gerieten dann zum ersten rundherum gelungenen Auftritt des ersten Tages. Die jungen Niederländer aus Groningen haben es trotz nur weniger Jahre seit der Bandgründung inzwischen auf Auftritte mit einigen sehr bekannten Bands des Genres gebracht. So verwunderte es auch nicht, dass die Band um Frontfrau Iné und ihren männlichen Kollegen Lainedil vom Start weg eine saubere und ziemlich professionelle Leistung ablieferte. Nicht nur dass der Gesang, egal ob clean von Iné, aggressiv von ihrem Kollegen oder im Zwiegesang, stimmte, auch alle Musiker zeigten sich in guter Spiellaune und die sehr abwechslungsreichen, zwischen Folk-, Viking und manchmal richtig harten Blastparts changierenden Songs taten das übrige dazu um das Publikum in Wallung zu bringen. Das belegen vor allem die ersten gesichteten Crowdsurfing-Einlagen des Tages :) Songs gab es übrigens hauptsächlich vom 2007 aufgenommenen Erstling Elexorien.
Setlist: They Marched, Rising of the Storm, The Disciple Of The Night Under A Starless Sky, Set In Stone, The Serpent Strikes At Sunstone Hill - Part II, For Those who Remain, Dryads and Trolls // Running With The Wolves Of War

Die Düsseldorfer :: RAVAGE :: sprangen anschließend für The Very End in die Bresche, deren Auftritt wiederum auf dem Spot von Dew Scented landete, da diese krankheitsbedingt kurzfristig absagen mussten. RAVAGE (bei denen ich grad gar nicht 100%-ig weiß, ob er nun grad fest dazu gehört oder nicht) hatten jedenfalls ohnehin schon Jussi von Kingdom Of Salvation vor Ort, und da sie zudem auch noch richtig geilen Death/Thrash Metal spielen, lag es nahe, die Jungs als Ersatz zu nehmen. Wie Sänger Jan dann süffisant bemerkte, zu 1/16 der Gage von Dew Scented *lol* RAVAGE bolzten jedenfalls kompromisslos und trotz sehr weniger Proben in der letzten Zeit ohne erkennbare Mühe ihr hauptsächlich vom 2008er Album Violent Offense stammendes Set herunter und ließen sich dabei nicht einmal vom Ausfall der linken PA-Boxen aufhalten. „Hamwa kaputtgekriegt… was soll’s, Mono rulez“ hieß es, und der Auftritt wurde eben auf dem Rest der Anlage weiter gespielt :D Besonders schön dabei anzusehen war die sehr interessante Mimik des Gitarrenduos sowie von Bassist Bernd, zudem die vorne an den Boxen abgestellten Bierbecher, die während der Songs aussahen, als sei ein wirklich ernstzunehmendes Erdbeben im Gange.
Wie immer haben RAVAGE alles gegeben und dabei bestimmt niemanden enttäuscht!
Setlist: Blasphemic War, Dead Cravings, Beyond Morality, Riddled, Violent Offense, Drop Blade Execution, Nuclear Storm, Disposer Of Cruelty

:: CAST IN SILENCE :: gingen danach eine ganze Spur gemäßigter zu Werke und waren dementsprechend für mich nur von nebensächlichem Interesse. Während ich mir immerhin noch zum Fotos machen die ersten Songs gab, konnte ich aber zumindest herausfinden, dass es den Herrschaften keinesfalls an Humor und Selbstironie mangelt. Zunächst erklärte Sänger Michael die allgemeine Verschnupftheit der Band damit, dass man sich aufgrund des Status den einzigen Groupie eben teilen müsse… dann hätten es am Ende immer alle ;) Kurz darauf stellte er sich und die Band als die Pussy-Band des Tages vor, so von wegen da singt wirklich einer und so… eben wie damals in den 70ern oder auch 90ern, woran sich nur eben niemand erinnern würde… Gespielt wurde so eine Art Melodic Groove/Power Metal. Ich hatte schon den Eindruck, dass das handwerklich gut war, aber zuverlässig kann ich solche Musik eben nicht beurteilen.
Setlist: Two Minutes Hate, The Last Straw, If Mourning Never Comes, Misery Inn, ...Where There Is No Darkness, "Neuer Song", Fake, Sanguine Eyes, A Malady For Mother Earth // Voyage Voyage

:: THE VERY END :: brachten dann wieder mehr Härte ins Spiel. Auf einem der hinteren Spots gelandet, konnten die Jungs dann auch trotz der bisher aufgelaufenen kleinen Verzögerungen noch ihr komplettes geplantes Set durchspielen. NH-Leser kennen THE VERY END ja eh schon, und auch das Dong-Zelt war ziemlich prall gefüllt, als sich die Band mit ihrem krachenden Death/Thrash – Sound ans Werk machte. Von Sänger Björn hätte ich mir wie immer mehr Growls gewünscht, weil ich den Eindruck habe, dass das einfach besser zur Musik passt. Andere wieder hingegen schätzen die Intensität und die Spannweite des ehemaligen Night-In-Gales Frontmannes sehr, eben generell Geschmackssache. Wie auch immer man zum Gesang steht, gab es technisch überzeugende, zugleich melodische und harte/groovige Stücke, die eine große Menge Köpfe zum Schwingen brachten. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich THE VERY END davor das letzte Mal live gesehen hatte, und in den letzten Monaten haben sie in Punkto Sicherheit und Stageacting noch einmal eine Schippe drauflegen können. Gerne bald wieder :)
Setlist: Intro, Flatline, The Black To Come, Intro, Sewn Eye Sleep, Stabwounds, The Loss Theorie, Bleed Tomorrow, Death Ticket, Minus Everything, Intro, Bone Patrol // Vultures

Nun wurde es nach einer etwas längeren Umbaupause düster: Die Black-Metal-Poeten :: DORNENREICH :: gaben ihren Einstand auf dem DOA. Glücklicherweise war geplant, ein recht reinrassiges Black-Metal-Set zu spielen. DORNENREICH sind ja gerne und vor allem in den letzten Jahren auch mal akustisch unterwegs, aber ich glaube, um diese Zeit hätte das doch eher einschläfernd gewirkt. Nach dem stimmungsvollen Intro ging es los mit Trauerbrandung vom famosen Album Her Von Welken Nächten, direkt gefolgt von dessen Kult-Opener Eigenwach. Auch live büßt der Song nichts von seinem Gänsehautfaktor ein! Sowohl der dritte als auch der vierte Titel kamen erneut vom gleichen Album, klar, denn gerade auf den älteren Werken lässt sich der Stoff für eine härtere Songauswahl finden. Den Reaktionen des Publikums nach und auch nach meinem Geschmack hätten DORNENREICH auch ruhig das ganze Album durchspielen können *g* Nach den ersten drei Songs war es dann Zeit den Fotograben zu räumen, und so angenehm es auch war, Eviga und Inve aus nächster Nähe bei der Arbeit zuzusehen, um so besser war es sich anschließend mal nur auf die Musik konzentrieren zu können. Nach erneutem Intro folgte nämlich mit Flammentriebe II ein Stück vom von vielen sehnlich erwarteten kommenden Album, das auf Anhieb zu überzeugen wusste. Mit nicht nachlassender Intensität gab es dann noch „Stichproben“ aus noch älteren Alben, mit Jagd war, wenn ich richtig liege, nur ein einziger Track vom aktuellen Werk In Luft Geritzt mit dabei. Klar, dass nach Leben Lechzend Herzgeflüster noch nicht Schluss sein konnte/durfte, und die Band ließ sich auch nicht lange um Zugaben bitten, sondern legte mit dem großartigen Wer Hat Angst Vor Einsamkeit, bei dem Eviga noch einmal alle Facetten seiner Stimme bemühen konnte, los, bevor das DOA dann passend In Die Nacht entlassen wurde. Gutes Set also, aber nun dennoch ein wenig Kritik: Den Sound hatte man irgendwie ganz derb verhauen, hatte ich den Eindruck. Ganz vorne ging’s noch, aber weiter hinten hörte sich manches doch schief und krumm an, und derart können sich DORNENREICH vermutlich nicht dauernd verspielt haben. Der gleichen Ansicht war am Schluss auch ein guter Teil der Besucher… etwas schade, das.
Setlist: Intro, Trauerbrandung, Eigenwach, Grell und Dunkel Strömt Das Leben, Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz, Interlude, Flammentriebe II, Der Hexe Flammend Blick, Jagd, Leben Lechzend Herzgeflüster // Wer Hat Angst Vor Einsamkeit, In Die Nacht, Outro

Die legendären :: RAGE :: waren danach dran, um die Power-Metal-Fraktion der Fans zu befriedigen, und schafften es, das Zelt noch etwas voller zu bekommen als zuvor. Erstaunlich geduldig ließ das Publikum eine nicht enden wollende Soundcheckerei über sich ergehen, bis es dann ungefähr um 0.15 Uhr losgehen konnte. Man muss allerdings sagen, dass sich die Mühe dieses Mal gelohnt hatte, denn im Gegensatz zu Dornenreich war der Sound bei RAGE dann annähernd perfekt. Inzwischen ist von den Gründungsmitgliedern nur noch Peavy Wagner an Bord, der aber seiner wohlgenährten Erscheinung nach zu urteilen nach wie vor sehr gut davon leben kann *g* Auch hier gab es wieder nur die ersten drei Songs zu knipsen, erfreulicherweise ist das beim DOA dieses Jahr nur bei drei Bands der Fall gewesen. Da die beiden Herren auf der Bühne, Peavy sowieso und auch Gitarrist Victor Smolski sich aber äußerst gekonnt in Szene zu setzen wissen, reichte das allemal zu ein paar netten Schnappschüssen. Dann war es an sich auch gut da wieder rauszukommen, denn die Meute hinter der Absperrung geriet schon beim ersten Stück Carved außer Rand und Band. Ich werde das nie richtig verstehen können wie man zu Power-Metal derart abgehen kann, wenn man vorher noch begeistert von Dornenreich war, aber der DOA-Besucher an sich ist offenbar ein vielschichtiges Völkchen *g* In jedem Fall haben die Orgas einen guten Griff getan und den Fans einen Headliner geboten der wohl wenig zu wünschen übrig ließ. Wir haben es jedoch nach einigen Songs vorgezogen, lieber Luft (inzwischen war es aufgrund komplett abgeflauten Windes unglaublich stickig im Zelt) als RAGE zu kriegen und uns Backstage verkrümelt ;)
Setlist: Carved, Higher, Set This World On Fire, All I Want, Enough Is Enough, Winter, Lord, Cradle, Prayers Of Steele, Suicide, Down, Innocent, No Regrets, Gib Dich Nie Auf, War Of Worlds // Soundchaser, Straight To Hell

 

story & pics © Seb