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2011-11-04 DE – Dortmund - FZW

[Dajana] Im Zuge der Club Sabotage Party hat das Visions zum Konzert mit CRIPPLED BLACK PHOENIX gebeten. Da meine Wenigkeit am selbigen Tage eigentlich dem Großmeister der elektronischen Töne um die Ecke in der Westfalenhalle lauschen wollte aber nach Köln verlegt wurde, eröffnete sich mir unverhofft ein Zeitfenster, um dieser grandiosen Band zu huldigen. Öhm… und um hinterher abzurocken, natürlich, is ja Visionsparty ;)

:: Fotos ::

[Dajana] Nach einer kurzen Stipvisite in der Burg ging es also in den FZW Club, wo die Bochumer :: MILHAVEN :: pünktlich aufspielten. Instrumentaler Postrock mit klassischen Laut-Leise-Dynamiken, epischen Gitarrenwänden und wunderschönen Melodiebögen. Überraschenderweise wurde von der aktuellen 3-Track EP Automata nur ein Song gespielt und das letztjährige selbstbetitelte Album ganz außen vor gelassen. Stattdessen bediente man sich beim Debüt und der folgenden EP. Nichtsdestotrotz: Musik zum abschalten und entspannen, Augen schließen und wegträumen. Eben Post Rock, as its best, auch wenn hin und wieder Bands wie Explosions In The Sky als Vorbilder deutlich durchschimmern. Trotzdem sehr, sehr schön.
[Bert] MILHAVEN machten eigentlich alles richtig, dramatisch aufgebaute Songs, ordentliche Spannungsbögen und das ganze vielseitig und technisch perfekt vorgetragen.
Der einzige Haken daran ist nicht einmal als Vorwurf an MILHAVEN gedacht, sondern eher allgemein der Nachteil des instrumentalen Post Rocks. Man hat das ganze schon zig Mal gehört und könnte blind gehört nicht einer speziellen Band zugeordnet werden, da halt ein charakteristischer Sänger fehlt. Normalerweise hätte mich ein solch begeisternder Auftritt (ja, das war er) sofort dazu motiviert mir Tonträger jener Band zuzulegen... habe ich aber nicht getan, sorry. Zum Beispiel die deutsche Band Dear John Letter ist sicherlich keine Spur besser oder origineller, hat nur halt einen Sänger, was gerade bei diesem Sound echt zu selten vorkommt…
Setlist: Oh, Great Pacific, The East Is Red, Lord Of Birds, DRZ

[Dajana] Kurze Umbaupause und Zeit sich mit dem am Eingang freigiebig und umsonst spendierten Jägermeister einzudecken. Meine beiden Herren lehnten dankend ab und reichten die Bons weiter. Triple treatment eiskalt! Prima! Die Welt ist schön ;) Dann endlich eröffneten :: CRIPPLED BLACK PHOENIX :: ihr Set klassisch mit dem Opener des aktuellen Albums Troublemaker. Vom ersten Moment an herrschte eine unglaublich intensive Atmosphäre im Club. Diese Musik ist einfach magisch. Danach erklärte Sänger und Gitarrist Joe Volk, wer die neuen Gesichter an Keys und Drums sind und warum auch die Cellistin Charlotte nicht dabei sein konnte. CBP hatten vor der Tour dringend Ersatzmusiker gesucht und auch gefunden, wobei Volk die Aussprache des Namens von Keyborderin Miriam Wulff wohl besonders mochte, was für einige Lacher sorgte. Überhaupt hatte ich das Gefühl, das sich Jungs und Mädels selbst nicht ganz so ernst und auch gerne mal das Publikum auf den Arm nehmen, was allerdings bei dem Slang bzw. Dialekt und dem typisch Britischen Humor nicht immer ganz rüber kam. Das CRIPLLED BLACK PHOENIX keine Band, sondern ein Kollektiv aus namenhaften und auch wechselnden Musikern ist, dürfte bekannt sein. Das who is who reicht da von Mogwai über Portishead zu Electric Wizard und Iron Monkey. Wie auch immer, musikalisch ging die Reise durch alle Alben, aber… es gab auch zwei brandneue Stücke (The Heart Of Every Country, Release The Clowns), die - nebst neuem Album - irgendwann in 2012 erscheinen werden. Der erste Höreindruck verspricht Großes ;) CRIPPLED BLACK PHOENIX spielten satte 2 Stunden und endeten mit Burnt Reynolds, welches ja durch einen grandiosen Chor besticht. Als wär es das Natürlichste der Welt, übernahm das Publikum den Part umgehend und so was von intensiv und grandios, dass es selbst der Band die Sprache verschlug. Statt hinter „Zugabe“ zu Rufen, wurde der Chorpart einfach lautstark weitergeführt, bis sich CBP wieder auf der Bühne einfanden. Gänsehaut!!! Pur! Und dieser Song hat sich so was von im Hirn festgefressen… der ist einfach nicht mehr rauszukriegen.
[Bert] Jau, das war sicherlich mit das geilste Konzert in diesem Jahr und das ist an Konkurrenz ganz sicherlich nicht ohne... Woran lag es? Ein unglaublich sympathische, wie publikumsnahe Band die man sicherlich auch mit einer Anarcho-Punk Band verwechseln könnte (wenn man taub ist ;-)), wäre die Musik nicht eher im Seventies Classic/Prog-Rock verwurzelt. Dazu eine sackstarke Auswahl an Songs, die mit Herz und Seele und im Vergleich zum Tonträger mit einer ordentlichen Portion Schmutz vorgebracht wurde. Sänger Joe Volk wirkte am Anfang noch recht schüchtern und steif, taute aber allmählich auf und zeigte sogar Entertainer-Qualitäten. Band-Leader Justin Greaves ist dazu noch mal ne absolute coole und charismatische Bühnensau. Wenn man dann auch noch einen epischen Monster-Brocken wie Burnt Reynolds im Programm hat, den Live auch noch mit so einer Gänsehaut-Atmosphäre rüberbringen kann, was soll da dann noch schief gehen. Das waren sicherlich die zwei kurzweiligsten Konzertstunden der letzten Zeit. Ganz, ganz groß. Nächstes mal bin ich wieder dabei, ganz sicher ;-) !!!
Setlist: Troublemaker, Fantastic Justice, Goodnight Europe, Song For The Loved, The Brain/Poznan, Of A Lifetime, The Heart Of Every Country, Release The Clowns, 444, We Forgotten Who We Are, Rise Up And Fight, Burnt Reynolds // Time Of Ye Life, Bella Ciao!, Burning Bridges (Outro)

[Dajana] War das Westend Festival schon großartig, CRIPPLED BLACK PHOENIX haben das noch um Längen getoppt! Für mich definitiv das zweitgroßartigste Konzert 2011! Nach Godspeed You! Black Emperor… Das war einfach unglaublich, atemberaubend, zum heulen schön. Dieses Konzert hat Herz und Seele berührt.

 

story © Dajana & Bert • pics © Dajana