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Astan Magazine

HALLOWEEN FESTIVAL

 
2004-10-31 DE – Münster - Cultura

Spark*n Bow ~ Tears Of Mystigma ~ Eve Of Destiny ~ Anonymus IV

Ich weiß nicht, ob die erste Ausgabe des ASTAN FESTIVALS im Juni diesen Jahres ein so großer Erfolg gewesen war, dennoch wagte sich das im Münsterland beheimatete Gothic Magazin nur vier Monate später an die zweite Edition heran. Und welch ein Tag wäre für ein Gothic Mag passender, als Halloween! Einmal mehr hat man dafür die Cultura in Münster gebucht, eine recht großzügige und zentrale Location direkt neben dem Hauptbahnhof. Ebenfalls Wiederholungstäter sind die Japaner EVE OF DESTINY, die schon bei der ersten Ausgabe des ASTAN FESTIVALS die Menge regelrecht zum ausflippen brachten. Ob der Abend erfolgreicher ausgefallen ist, wage ich allerdings zu bezweifeln, denn das Astan 2 litt leider an akutem Besuchermangel. Bei einem (recht teuren) Obolus von 15 € (das erste Astan Fest kostete noch 8 €) ließen sich ca. 100 Geschöpfe der Nacht in eine Halle hineinlocken, in die ca. 500 hineinpassen dürften (ok, falsch geschätzt, lt. Veranstalter waren über 200 zahlende Gäste dabei). Dafür gab es praktisch für alle Anwesenden 2 ältere Astan Ausgaben (mit beiliegender CD) und einen Sampler gratis dazu.

:: Fotos ::

:: ANONYMUS IV :: mit dem - in musikalischer Hinsicht - schon historischen Namen (selbiger Kleriker zählt zu den ersten Quellen des Terminus „Bordun“) ist die frischgegründete Band unseres Rezensenten Ole, der früher bei der heimischen Gothic Rock Formation Neon Dream über die Tasten flog. Da der heutige Abend dann auch das Livedebüt von ANONYMUS IV war, liefen die Beteiligten entsprechend nervös herum. Ole überlässt zumindest live die Tasten jemand anderem und hat den Job hinter dem Mikro übernommen. Zusätzliche gesangliche Unterstützung kam von Sängerin Julia, so dass es auf der winzigen Bühne dann doch furchtbar eng wurde. Keine Ahnung, warum man in der Cultura nicht den gesamten Bühnenbereich auch für eine Bühne ausnutzt... (ganz zu schweigen vom halsbrecherischen Bühnenaufgang). Stilistisch versuchen es die Lady und Gentlemen mit einer gelassenen, düster-rockigen Note, tangieren mal den Gothic Bereich, mal Rock, Alternative und Hard Rock; natürlich alles extra düster und reichlich pathetisch. A IV haben sich in kurzer Zeit ein recht anspruchsvolles Repertoire zugelegt, von denen man erste Auszüge auf dem im Sommer aufgenommenen Demo Larger Than Life genießen kann. An den Ansagen müsste man sicher noch feilen aber musikalisch gab es nix zu meckern. Ein gelungenes Debüt!
Setlist: Tragic Hero, Belief, Another Racking Call, Legacy, Irony Of Fate

:: EVE OF DESTINY :: waren zur anvisierten Zeit noch gar nicht eingetroffen und sorgten so für einige Unruhe. Man hatte die Band extra an die zweite Stelle des Billings gesetzt, da viele nicht volljährige und teils weitgereiste Fans anwesend und somit diverse Jugendschutzauflagen zu beachten waren. Nach einer etwas längeren „Umbaupause“ standen die Fans echten japanischen Legenden gegenüber, da man Sänger Haruhiko Ash (ex The Zolge) und Gitarist Kozi (ex Malice Mizer) schon als Kultfiguren der japanischen Visual kei Szene bezeichnen kann, die nun langsam (nach ca. 20 Jahren) auch nach Europa überschwappt und so was wie ein Revival auslöst. EVE OF DESTINY hauten mich dann auch regelrecht mit wildem, eigenwilligen Industrial-beeinflussten, noisigen EBM um. Ich konnte nicht genug bekommen, denn die Musik liegt perfekt auf meiner Wellenlänge. Die Fans mussten sich ebenfalls sehr zügeln, da es vor der Show die Ansage gab, das man das Ganze sofort abbrechen würde, wenn (hysterische) Fans die Bühne stürmen. Das ekstatische Chaos wurde noch intensiviert, als Kozi eine Saite riss und sich das Duo einfach von der Bühne machte. Die beiden Herren wirkten etwas unmotiviert, genervt und schienen auch betrunken zu sein (vielleicht noch der Jet Lag und die lange Fahrt von Berlin?) und zeigten somit eine recht unhöfliche Seite, die bei Japanern eigentlich nicht üblich ist. Nach lautstarken minutenlangen „Mo ichido“ Rufen, kamen die beiden dann aber doch zurück und hatten am Ende eine fette Headliner Show abgeliefert. Ich fand’s einfach nur genial und ich kann es kaum erwarten, die erste EP Nervous And Innocence in die Finger zu bekommen (VÖ 05.12.2004).

:: TEARS OF MYSTIGMA :: hatten danach quasi die Arschkarte gezogen, da so ziemlich jeder Anwesende dem japanischen Duo zur anschließenden Autogrammstunde folgte und die melancholischen Gothic Rocker aus Rheine stumpf zurück ließ. Ebenfalls sehr unhöflich und ziemlich unfair. TEARS OF MYSTIGMA waren darüber nicht gerade begeistert, zumal sie bei den Verbliebenen kaum Eindruck hinterlassen konnten. Ich muss auch ehrlich gestehen, das mir die Songs (z.B. Insomia vom anstehenden Album Universal Surrender) auf der Homepage deutlich besser gefallen, als das, was live geboten wurde. Eigentlich recht schade.
Setlist: Intro/Insomnia, Universal Surrender, Mirrorblade, Tomorrowless, Heart Broken - Left And Thrown Away, Wrong With Me, Thoughts Unspoken, Higher Circumstances, The Corridor, I’m IN Hate

:: SPARK*N BOW :: waren ohne Zweifel die zweite Überraschung des Abends, zumindest für mich. Der Name der Münsteraner Formation war mir zwar geläufig, aber ich hatte bisher weder was von ihnen gehört, noch die Band jemals live gesehen. Und da habe ich offensichtlich was verpasst... SPARK*N BOW versprühten mit einer Mischung aus Gothic, Wave, Folk und schwermütiger Geige unheimlich viel Energie und rissen das verbliebene Auditorium einfach mit. Besonders die charismatische Frontfrau Bibi mit ihrer fantastischen Stimme wusste ganz genau, wie man das Publikum verzaubert und beeindruckt, agierte mit Lichtspielerein und Kerzenschein, wuselte durch das gebannte Publikum und kokettierte mit den Fans oder rezitierte. Eine einmalig schöne Show! Ich hoffe doch, das es auch hier bald etwas in Form einer Silikonscheibe geben wird. Und noch viel mehr hoffe ich, SPARK*N BOW noch einmal live zu sehen. Kann ich nur empfehlen!
Setlist: Parents Mad Song, When May’s Inside You, Ballad Of The Butcher’s Son, Folsom, Shadows Will Survive, I Saw I Heard I Died, Down, Highlands, Summerroses And Winterdreams // Direction Nowhere, Come On Board

Völlig egal, ob das ASTAN FESTIVAL für die Organisatoren ein Erfolg war oder nicht (was natürlich schade wäre, wenn nicht), ich jedenfalls hatte eine tolle Halloweenparty, konnte meinen musikalischen Horizont mal wieder um einiges erweitern und bin dann ganz gepflegt in der Sputnikhalle des Haverkamps versackt, wo die offizielle Aftershowparty des ASTAN HALLOWEEN FESTVALS stattfand. Zum Glück hatte ich den Frühdienst mit dem Spätdienst getauscht, denn diesmal hätte ich es auf keinen Fall pünktlich zur Arbeit geschafft! ;) Und natürlich verging auch dieses Konzert nicht ohne irgendwelchen chaotischen Wirrungen und Verwirrungen. Anstoß des Abends war diesmal ein lila Bändchen, das man mir am Eingang um das Handgelenk schnallte, welches ich für ein Presseband hielt, bis man mir zu fortgeschrittener Stunde auftischte, das dieses Bändchen alle über 18 Jährigen kennzeichnet, denen es somit erlaubt war, bis 1 Uhr in der Cultura zu verbleiben und Alkohol zu trinken. Da ich das natürlich nicht glaubte, fragte ich den Veranstalter... und naja... genauso war es! Das mein verduztes Gesicht ein paar Leute lachenderweise auf die Bretter schickte, muss ich wohl nicht erwähnen... Alkoholbändchen... tststs... Cheers!

 

story & pics © Dajana