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Tyler Bryant & The Shakedown - Massendefekt

 
2016-06-15 DE – Düsseldorf - Esprit Arena
 

| Einlass: 17:00 Uhr | Beginn: 18:00 Uhr | Tickets: ab 69,95 EUR zzgl. Gebühren |

 

Es wird laut, es wird gigantisch, es wird geil!

[Dajana] Eine vollmundige Ankündigung des Veranstalters, die sich schnell als 100% erfüllter Tatbestand entpuppt - AC/DC in der :: Esprit Arena :: Düsseldorf. Das europäische Finale der Rock Or Bust World Tour in Düsseldorf wurde relativ kurzfristig als Zusatzkonzert der ausverkauften Tour angesetzt. Mit Ticketpreisen ab knapp 70 Euro (ich denke, das ist ok) wurde die Esprit Arena allerdings nur halbvoll, 25.000 Fans fanden ihren Weg in die Rheinmetropole. Und der war - verkehrstechnisch - zäh. Der übliche Verkehrswahnsinn zu Feierabend in NRW führte bei vielen staubedingt zu Verspätungen. So auch bei uns...

[Dajana] Letztendlich schlitterten wir so viertel nach 7 etwas orientierungslos in die Halle und haben bereits TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN vor der Nase. Im nachhinein stellte sich heraus, dass die Deutschrocker von :: MASSENDEFEKT :: schon um 18 Uhr auf der Bühne standen. Hatte ich anders im Kopf, 19 Uhr nämlich. Schade, MASSENDEFEKT hatten wir somit leider verpasst.
[Psycho] Was soll ich sagen? Dafür, dass wir am Vortag nicht mal wussten, dass wir überhaupt fahren würden, war das noch ganz ok. Ist auch ein eher grundsätzliches Problem, wenn Konzerte unter der Woche so früh anfangen. Dafür mal ganz was Neues: zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren hatte ich den Eindruck, den Altersschnitt der Besucher eher zu senken als wie sonst deutlich anzuheben. Fast schon ein komisches Gefühl… Aber wenigstens konnte ich sicher sein, dass AC/DC im Schnitt doch noch ein wenig älter sind… ;)

[Dajana] Gut, da kann man nichts dran ändern. Mit der Musik von :: TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN :: im Ohr starteten wir erstmal unseren Orientierungslauf und mussten geschockt feststellen: ES GAB KEIN BIER IM INNENRAUM. Es gab Cocktail, Bratwurst, Merch und Hotdogs, aber kein Bier. AC/DC ohne Bier… Hmpf… Um an selbiges zu kommen, müssen wir wieder ganz raus und über die Treppen in den oberen Teil der Arena. Dort reihten wir uns in die langen Schlangen, um uns dünnes Warsteiner für 5 Euro in extra AC/DC Bechern (3 Motive) zu gönnen (2 Euro Pfand). Als wir endlich wieder im Innenraum angelangt waren, hatten sich die Rock’n’Roller aus Nashville, Tennessee bereits wieder verabschiedet. Ging ja ruck zuck hier…
Defacto haben wir also nur 2 Songs mitbekommen, die keinen besonders großen Eindruck hinterließen. Was sich jetzt aber schon feststellen ließ, war: Der Sound ist fantastisch, nicht zu laut und die Lüftung trotz geschlossenen Dach ziemlich gut.
[Psycho] Mir haben die zwei Songs ehrlich gesagt durchaus gereicht, denn zu hören gab es ungewöhnlich gewöhnlichen Heavy Rock mit Blues-Einflüssen – allerdings mit dem besten PA-Sound, den ich jemals bei einer Vorband gehört habe. Trotzdem war da der Weg zum Bier auf jeden Fall interessanter.
Die gute Nachricht: später stellte sich raus, dass es im Innenbereich doch noch Bier gab! Keine Ahnung, warum genau dieser Stand nicht wie all die anderen mit einem Rahmengerüst und Beleuchtung ausgestattet und damit weithin gut sichtbar war, aber immerhin. Nächstes Mal schauen wir genauer hin…
[Dajana] Wär ja auch ein Unding. AC/DC ohne Bier und dann der beschwerlich weite Weg für uns alte Säcke…
Setlist: Weak & Weepin', Criminal Imagination, House On Fire, Downtown Tonight, Got My Mojo Working (Ann Cole cover), Aftershock, Loaded Dice & Buried Money, Lipstick Wonder Woman, House That Jack Built

[Dajana] Dann also geduldiges Warten auf :: AC/DC ::. Nach einem Blick über das Merchendise, Gimmicks und eine Currywurst später ging kurz nach halb 9 das Licht aus. Unter tausendfachem Willkommensrufen donnerten AC/DC mit Pyros, CO2-Jets und dem Titeltrack des aktuellen Albums Rock Or Bust los. Mir fiel erstmal gepflegt die Kinnlade runter. WOW! Angus Young hüpfte gewohnt über die Bühne und heizte das Publikum noch ein bisschen mehr an.
Dann erschien auch Axl Rose… und ich musste sofort an Barbra Streisand denken, während mein Hirn einen coolen Spruch mit der Aufschrift von Axl’s Shirt, Touch Me, Feel Me, zu kreieren versuchte ;)

[Psycho] Für’s Auge wurde in der Tat einiges geboten, auch dank der gigantischen Videoleinwände rechts und links. Axl hätte ich aber beinahe gar nicht erkannt, denn erstens wirkte er im Gesicht doch recht aufgedunsen (war aber körperlich absolut fit), und außerdem kann ich mich nicht entsinnen, ihn jemals mit offenen Haaren gesehen zu haben. Bei einem seiner späteren Klamottenwechsel hat er dann aber doch noch Bandana bzw. einen Hut gefunden… Weitaus wichtiger war allerdings die Frage, ob er den Gesang gut hingekriegt. Ich hatte zwar vorher schon einige Videos der letzten Gigs gesehen, war aber trotzdem noch mal positiv überrascht – größtenteils war das richtig gut, was für (fast) den ganzen Abend gilt. Alle, die bei den ersten Nachrichten bzgl. Axl‘s Engagement gelacht oder ungläubig den Kopf geschüttelt haben, müssen also Abbitte leisten. Optisch passt er mit seiner Glam-Attitüde allerdings nicht zu den straighten Rockern von Down Under. Und wo wir gerade bei Klamotten sind… es bleibt dabei: Angus ist der einzige Mann der Welt, der ungestraft weiße Tennissocken tragen darf!

[Dajana] Bei den Klamotten ist Axl da wohl eher ein Fashion-Victim: T-Shirt, Holzfällerhemd und reichlichst Bling Bling Klunker, in ordinärer Größe, nicht zu übersehen. Das ist definitiv nicht AC/DC. Und das ist auch kein Rock’n’Roll, sondern ne Produktplatzierung für Bijou Brigitte oder Tiffany’s. Andererseits… mir Axl in einer Angus Young-ähnlichen Schuluniform vorzustellen… O_o… Ok, geht weg Bilders, geht weg!
Dafür wurden wir mit einer Wahnsinns Lichtshow belohnt. Es war sehr witzig zu beobachten, wie jeweils drei Beleuchter auf jeder Seite wie kleine Äffchen die Lichttürme vor Beginn der Show hochkletterten. Da meinereiner dieses Mal keinen Fotopass bekommen hatte, biss ich bei jedem Bühnenszenario in die imaginäre Tischkante ob der entgangenen Motive.

[Psycho] Zum Glück gab’s aber nicht nur viel zu sehen, sondern natürlich auch zu hören. Der Sound war glasklar, allerdings fehlten mir bei den Gitarren einige Mitten. So klangen sie leider recht dünn und damit eher nicht nach Rock. Zum Ausgleich ließen sich AC/DC mit zweieinhalb Stunden Spielzeit nicht lumpen und beschränkten sich bei den neueren Tracks auf das absolut notwendige Maß. Gut so, denn live sind die Qualitätsunterschiede zu den Klassikern gleich noch deutlicher.
Die Show bestreiten allerdings nur zwei: Angus und Axl. Während ersterer wahrscheinlich auch Millionär wäre, wenn er in seiner Karriere statt Tantiemen und Gagen nur Kilometergeld bekommen hätte, entpuppte sich Axl als überraschend zurückhaltend. Während der Songs war er zwar sehr präsent, aber in den Pausen interagierte er praktisch überhaupt nicht mit dem Publikum, und seine Ansagen könnten kürzer (und schräger) kaum sein. Da ich ihn vorher noch nie live gesehen habe, lässt sich nicht sagen, ob er das immer so macht oder hier nur aus Rücksicht auf seine Rolle als Gastsänger so agiert hat. Im Gegensatz zu diesen beiden stehen George und Cliff praktisch wie festgetackert in der Gegend rum. Vielleicht auch ganz gut so, sonst wären sie wahrscheinlich trotz der Riesenbühne noch über den Haufen gerannt worden…
Sehr sympathisch fand ich allerdings, dass die Band ihre Backing Vocals immer noch komplett selber macht. Merkte man daran, dass das wirklich sehr … äh… authentisch klang. Und das ist mir allemal lieber als schnöde Einspieler vom Band.
Zum Schluss nahm dann die Hitdichte noch mal zu, auch wenn Axl leider gesanglich mit T.N.T. überhaupt nicht klar kam. Die gefühlt 20 Minuten Gitarrensolo Let There Be Rock von Angus fand ich ehrlich gesagt deutlich übertrieben, da hätte ich lieber noch einen Song mehr gehört. Immerhin hatte er dabei spieltechnisch keine Probleme, an einigen anderen Stellen (z.B. beim Intro zu Thunderstruck) kamen bei mir nämlich doch Zweifel hoch, ob in seinem Alter die Doppelbelastung aus permanent rumrennen und Gitarre spielen nicht vielleicht zu viel ist. Aber bevor ich mich richtig beschwere, warte ich lieber erst mal ab, wie es mir in diesem Alter ergehen wird…

[Psycho] Sehr unterhaltsam war’s, kann man nicht anders sagen. Ich glaube auch nicht, dass AC/DC noch so wahnsinnig oft touren werden, von daher war es auf jeden Fall eine gute Idee, sich die Band jetzt noch mal anzuschauen. Etwas irritiert hat mich allerdings, dass das Publikum insgesamt recht verhalten rüberkam. Die richtig große Begeisterung wollte sich irgendwie nicht breit machen, was meiner Meinung nicht an der Band gelegen haben dürfte. Vielleicht doch eine Frage des Altersschnitts?
[Dajana] Ich fand das war eine Wahnsinns Show, mit minimalen Abstrichen vielleicht. Da ich mich nach diversen Konzerten eh noch im Honigkuchengrinsemodus befand, wurde dieser nun noch einmal ordentlich verlängert. Geil, dass ich AC/DC nochmal habe sehen können. Und mit Axl Rose als Gastsänger… hat man ja auch nicht alle Tage :)

Setlist: Rock Or Bust, Shoot To Thrill, Hell Ain’t A Bad Place To Be, Back In Black, Got Some Rock & Roll Thunder, Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Rock ’n‘ Roll Damnation, Thunderstruck, High Voltage, Rock ’n‘ Roll Train, Hells Bells, Given The Dog A Bone, If You Want Blood (You’ve Got It), Touch Too Much, Sin City, You Shook Me All Night Long, Shot Down In Flames, Have A Drink On Me, T.N.T., Whole Lotta Rosie, Let There Be Rock // Highway To Hell, Riff Raff, For Those About to Rock (We Salute You)

 

story © Dajana & Psycho • Photos © Rainer Keuenhof Photography